10.03.2010 – Madball / Terror / Death Before Dishonor / Cruel Hand / The Setup – Berlin, SO 36

Der inflationäre Umgang mit Kult- und Legendenstatus macht es echten Klassikern beizeiten nicht leicht. Doch sie überdauern Trends und Klischees durch eine Aura der Zeitlosigkeit. Als Institution des NY-Hardcore sind MADBALL über jeden Zweifel erhaben. Seit mehr als zwei Dekaden steht die Band um Frontshouter und Roger-Miret-Halbbruder Freddy Cricien für schnörkellose Wutbrocken mit Bodenhaftung. Ihr Einfluss ist unbestritten und gerade, weil sich ihr Stil über die Jahre nur unwesentlich verändert hat, ist ihr Name eine Marke von stattlichem Gewicht.

Das offenbarte auch der Zwischenhalt der prominent bestückten, von MADBALL als Headliner geführten Rebellion-Tour in der bundesdeutschen Hauptstadt. Im rappelvollen SO 36 gaben sich die Prediger der geschrienen Vocals die Klinke in die Hand. Den pünktlichen Anfang machten THE SETUP, die mit Dampf und spürbarer Lust die Stimmung anheizten. Der bereits ordentlich gefüllte Saal ging gut mit, die aus Lärmschutzgründen gedrosselt anmutende Akustik wirkte noch mit merklichem Bums auf das Publikum ein. Zwar geriet der Auftritt der Belgier mit kaum mehr als 20 Minuten reichlich kurz. Seine Wirkung verfehlte er jedoch nicht.

Nach kurzer Umbaupause ging es schnurstracks weiter mit CRUEL HAND, neben den folgenden DEATH BEFORE DISHONOR die zweite Bridge-9-Legation des Abends. Die Truppe aus Maine machte einen munteren Eindruck, konnte in Sachen Sound und musikalischer Güte aber nicht mit THE SETUP mithalten. Schon auf Platte wirkt ihre Version des klassischen Ostküsten-Hardcores arg monoton. Das Set war mit Beiträgen wie „Above and Below“ oder „House Arrest“ ansprechend bestückt. Wirkliche Begeisterung wollte sich aber nicht einstellen.

Ganz anders DEATH BEFORE DISHONOR. Die Shooting Stars des Bollo-Hardcores haben sich in den vergangenen Jahren durch starke Platten und unermüdliches Touren eine feste Anhängerschaft erspielt. Die feierte die Bostoner denn auch in Berlin wieder kräftig ab, wenn die Ermunterung zum Mitgrölen auch nur selten auf textsichere Resonanz traf. Donnernde Hits wie „Peace & Quiet“, „Count Me In“ oder das zum Abschluss servierte „666 – Friends, Family, Forever“ machten bei sattem Klang einfach Laune und bescherten der Stimmung erste Höhepunkte.

Die hatten TERROR im Anschluss konstant auf ihrer Seite! Schreihals Scott Vogel und seine Mannen legten eine begeisternde Performance vor, gaben sich Publikumsnah und ließen sich von hundertfach gereckten Fäusten und Stagedivern zu immer neuen Höhen tragen. Die Band aus Los Angeles, die ihren Hardcore gern mit Metal-Anleihen versieht, gab ein mitreißendes Best of-Set zum Besten, dass neben neueren Beiträgen („Voice of the Damned“) auch reichlich älteres Material (hervorzuheben wie üblich: „Always the Hard Way“) bot. Eine schlicht umwerfende Show! Und um es gleich vorwegzunehmen: Besser wurde es an diesem Abend nicht mehr.

Das aber soll nicht bedeuten, MADBALL hätten nicht bei den Eiern gepackt und den Pulk in Wallung versetzt. Ganz im Gegenteil. Aber der Auftritt der New Yorker ließ bei aller Routine den Funken Begeisterungsfähigkeit vermissen, den TERROR zuvor so leichtfüßig (und gewohnt angepisst) überspringen ließen. Vor der Bühne ging dennoch der Punk ab und die vokale Anteilnahme der Fans blieb ein untrügliches Zeichen für die ansteckende Power dieser Hardcore-Institution. Gespielt wurde, was Spaß machte. „Blind Justice“, „Pride“, „Infiltrate the System“ und und und. Ausverkauftes Haus, geile Stimmung und Wucht in Serie – seinem Status machte damit nicht nur der frenetisch bejubelte Headliner alle Ehre!

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