03.12.2008 – Santa Slaughter Tour 2008 u. a. mit Bury Your Dead / Emmure – Berlin, Magnet

Hardcore stumpft ab, auch der mit Metal versehene. Das Gehör jedenfalls. Fünf krachsalvende Bands am Stück können dann doch ein wenig zu viel des Guten sein. An diesem Abend firmierten sie unter dem Banner der „Santa Slaughter Tour“, so dass sich schnell ein wohliger Klein(st)-Festivalcharakter über das Berliner Magnet legte. Los ging es zeitig, bereits am Vorabend, sind Konzerte im Club doch mittlerweile oft schon vorbei, wenn sie anderswo gerade erst beginnen.

Wie sich zeigen sollte, war die anfängliche Überschaubarkeit der Besucher nicht dem frühen Startschuss geschuldet. Geschätzte 200 Zuschauer zeigten Präsenz, gingen ab, ließen die Arme propellern und sich zu Mosh- und Circle-Pits verleiten. Die Stimmung war prima, die Leistungen der Musiker auch. Beim Metal-Hardcore lässt sich die wahre Qualität einer Band an der Diskrepanz zwischen Konserven- und Livequalität ermessen. Vor diesem Hintergrund waren EMMURE die Verlierer des Abends.

In der goldenen Mitte der Startnummern platziert, zogen die Amis das meiste Publikum – und wurden mit beeindruckender Konstanz abgefeiert. Nach ihnen wurde es leerer – und blieb auch so. Auf Platte sind sie eine Wucht, auf der Bühne wissen sie das Versprechen ihrer komplex angehauchten Spielart aber nur bedingt einzulösen. Das war bereits bei früheren Gastspielen der Fall. Das Set war stark, wie ihre beiden Alben „Goodbye to the Gallows“ und „The Respect Issue“. Aber es fehlte einfach der Nachdruck, die auditive Entschlossenheit, die ihren Veröffentlichungen so schnell eine feste Fanbasis bescherte.

Vorangehend eröffneten DEVIL SOLD HIS SOUL und TIME HAS COME das Gewitter. Die erstgenannten Briten präsentierten ihren progressiven, an WAR FROM A HARLOTS MOUTH erinnernden Metal überzeugend, bei schmissigem Raumklang und steigender Atmosphäre. Die nachfolgenden Hamburger kombinieren bekannte Versatzstücke gern mit Death-Metal und Grindcore. Das schafft Eindrücke, die meisten davon positiv. Nur das affektierte Auftreten des vokal wandlungsfähigen Sängers neigte zur Verstimmung. Nach Maß war der Auftakt des Abends aber allemal.

Nach EMMURE war es an den traditionell schnörkellos nach vorn moshenden Dickwänsten von FULL BLOWN CHAOS, als Vertretung für AS BLOOD RUNS BACK ins Tour-Line Up gerückt, den Mob in Wallung zu bringen. Ihr noch aktuelles Output „Heavy Lies the Crown“ verleitet nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen, wurde im Magnet aber tadellos und in authentischer Manier umgesetzt. Im sichtlich überschaubaren Club war es schlussendlich an BURY YOUR DEAD, ein schmissiges Finale zu setzen.

Der Fünfer aus Massachusetts, der mit Myke Terry bereits den vierten Sänger der Bandgeschichte auffährt, veröffentlichte im Frühjahr seine jüngste Platte. Von dieser selbstbetitelten, bislang vierten Scheibe ausgehend, holten die Jungs zum mitreißenden und von manchem Gastsänger aus dem Publikum unterstützten Rundumschlag durch ihre Discographie aus. Der typischen musikalischen Untermalung der Vorweihnachtszeit entsprach das Gesamtpaket sicher nicht. Vielleicht wurde es gerade deshalb ein durchweg gelungener Konzertabend.

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