Emmure – Hindsight (2020, SharpTone Records)

Was ist nur aus EMMURE geworden? Früher, zu Victory-Records-Zeiten, war das Metalcore-Geschwader von der US-Ostküste eine (weitgehend) hochwertige Konstante. Zumindest auf Konserve. Live hingegen, eingefleischte Fans mögen vehement widersprechen, hätte der Gegensatz kaum nennenswerter ausfallen können. Nach Jahren des Kontaktverlustes erfolgt nun die Beschäftigung mit „Hindsight“, dem mittlerweile achten Langspieler des Quintetts.

Zwischen der Victory-Ära und der aktuellen Platte liegen sechs Jahre, ein weiteres Album („Look At Yourself“) und der Wechsel zu SharpTone Records. Der Kulturschock mag entsprechend üppiger ausfallen als notwendig. Denn mit den alten EMMURE ist „Hindsight“ kaum in Einklang zu bringen. Nur muss das zunächst kaum Negatives verheißen. Selbst wenn sich zum angestammten Metal-Hardcore samt inbrünstiger Plärr-Vocals (des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Frankie Palmeri) ein Mix aus Beats und Nu-Metal-Anteilen gesellt; durchaus gewöhnungsbedürftiger Retro-Crossover also, den die Veteranen mit Sprechgesangspassagen, Alternative-Stimme in vor Verzweiflung sprühender KORN-Manier und überraschender Kompaktheit – die Gesamtlänge der 13 Songs beträgt rund 31 Minuten – ausstatten.

Das altbekannte Deathcore-Fundament bleibt zweifelsfrei erkennbar. Zu ihm gesellen sich jedoch Sound-Experimente, die in ihrer konsequenten Wiederholung einerseits sympathisch eigenwillig erscheinen, den Zuhörer auf der anderen aber auch auf mitunter harte Proben stellen. Mit „Gypsy Disco“, dem textlich aufgesetzten „Persona Non Grata“ oder „203“ serviert das Gespann scheppernde Klangkaskaden, die den Sound von LIMP BIZKIT & Co. wonnig in die Moderne tragen. Ihnen stehen jedoch Beiträge wie das monotone „I’ve Seen God“ gegenüber, die ihre Positivwirkung auch nach mehrmaligem Durchlauf schuldig bleiben. Und dann ist da noch ein Aspekt, der EMMURE bereits früher den Stecker zog: Die nahezu unmögliche Transzendenz des technisch aufgeblasenen Soundgewands auf die Bühne. Zumindest dahingehend dürfte sich wenig geändert haben. Die harten Fans mögen auch hier protestieren. Oder im Schatten von „Hindsight“ einfach beipflichten.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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