Rachels Hochzeit (USA 2008)

rachels-hochzeitEin wenig verwunderte die Oscar-Nominierung von Anne Hathaway in diesem Jahr schon, denn die Schauspielerin war bislang in eher seichten Filmen wie „Bride Wars“ oder „Plötzlich Prinzessin“ zu sehen. Entgegen ihrem Image kann die Jungmimin aber auch anders, wie Jonathan Demmes Familiendrama „Rachels Hochzeit“ beweist. Hier gibt es keinen Kitsch und keine gekünstelten Probleme, stattdessen einen ehrlichen und glaubwürdigen Umgang mit solchen und der Art ihrer Verarbeitung.

Angesichts der bevorstehenden Hochzeit ihrer Schwester Rachel (Rosemarie DeWitt) darf Kym (Anne Hathaway) für einige Tage ihre Drogentherapie in einem Sanatorium unterbrechen. Die heitere Grundstimmung vor Ort verändert sich allerdings mit ihrem Eintreffen. Alte Wunden reißen auf und Kym, die aus Sicht ihrer Schwester einfach mal zurückstecken sollte, bemüht sich um Läuterung, Vergebung und Aufmerksamkeit. Gleichzeitig eckt sie aber auch an. Ihr warmherziger und stets aufopferungsvoller Vater (Bill Irwin) versucht die Situation zu entspannen, da er vor allem der labilen Kym eine Stütze sein will. Doch diese ist nicht so weit, alle Schicksalsschläge der Vergangenheit ohne weiteres wegzustecken.

Regisseur Jonathan Demme („Philadelphia“) setzt in „Rachels Hochzeit“ auf meist ruhige, reduzierte Bilder, die im Grunde alle mit der Handkamera aufgezeichnet wurden. Das gibt dem Geschehen einen realen Touch, als wenn ein neutraler Beobachter vor Ort eine Art Familienfilm drehen würde. Die Hauptperson ist zweifelsfrei Anne Hathaway, doch wurde die gesamte Familie durch ein vergangenes Erlebnis geprägt. Es geht um ihre Verarbeitung, aber auch dem Umgang der Familie mit dieser Tragödie. „Rachels Hochzeit“ setzt bei aller Tragik aber nicht auf eine möglichst tränenreiche Inszenierung, sondern zeigt auch ehrlich die Chancen und Möglichkeiten auf. Es ist kein nihilistischer Film, vielmehr offenbart er eine positive Botschaft, ohne aber gen Ende alles rosarot zu malen.

Anne Hathaway liefert als labile Kym die wohl beste Darstellung ihrer bisherigen Karriere ab. Sie kämpft um Ansehen und Wiedergutmachung, wirft sich aber ebenso immer wieder selbst zurück. Man mag mit ihr fühlen, in all den Bemühungen sich selbst zu öffnen, gleichzeitig auch in den Momenten, in denen sie sich selbst im Wege steht. Neben ihr ist es vor allem Bill Irwin („My Blue Heaven“), der zu überzeugen weiß. Auch er hat die Vergangenheit nicht hinter sich lassen können, schaut aber nach vorn und vermittelt zwischen den Parteien wo es nur geht. Ergreifend die an sich heitere Szene, in der es darum geht eine Spülmaschine möglichst effektiv und schnell einzuräumen, plötzlich aber die Situation komplett umschlägt.

„Rachels Hochzeit“ ist ein ergreifendes Familiendrama mit guten Darstellern. Sensibel und ohne großen Pomp – man könnte fast von einem Lars von Trier Film ausgehen – setzt Demme auf reale Probleme und zeigt die Familie, bei allen persönlichen oder kulturellen Unterschieden, doch irgendwie als Einheit.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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