Outrage (J 2010)

outragekitanoFast könnte man glauben, seit dem Kinoerfolg „Zatoichi“ (2003) wäre es still geworden um ´Beat´ Takeshi Kitano. Doch nur weil die Filme des japanischen Multitalents außerhalb Asiens lediglich sporadisch veröffentlich werden, bedeutet dies nicht, dass der 64-jährige TV-Star, Künstler, Schauspieler, Autor, Produzent und Regisseur kürzer treten würde. Nachdem seine letzten Werke als Filmemacher, „Takeshis‘“, „Kantoku – Banzai!“ und „Achilles and the Tortoise“ international weitgehend übergangen wurden, scheint „Outrage“, Kitanos Rückkehr zum Yakuza-Thriller, wieder bedeutend größere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Schilderung des brutalen Machtkampfes innerhalb eines Gangstersyndikats präsentiert sich Kitano-typisch als elegisch ausgebreitete Studie von Strukturen und Gefügen. Die Bilder sind ruhig, fast dokumentarisch, die Dialoge knapp und auf das Wesentliche beschränkt. Wie schon bei „Sonatine“ oder „Hana-Bi“ schöpft Kitano aus der kühlen Beobachtung äußerer Umstände und karger Reaktionen eine beeindruckende Lakonie. Er selbst schlüpft dabei in die Rolle des Yakuzas Otomo, der Familienoberhaupt Ikemoto (Jun Kunimura, „Ichi – The Killer“) bei der Bereinigung einer delikaten Angelegenheit behilflich sein soll.

Durch die Paktierung mit der außerhalb des Clans stehenden Familie von Murase (Renji Ishibashi, „Dead or Alive“) gerät Ikemoto, der zudem den Handel mit Drogen billigt, unter Druck. Otomo soll in Murases Einzugsgebiet ein Büro eröffnen und Zwietracht zwischen den Familien säen. Nach ersten Provokationen und abgeschnittenen Fingern als Zeichen von Respekt und Reparation gewinnt die Spirale der Eskalation eine fatale – und in der doppelzüngigen Befeuerung durch die Familienoberhäupter nicht selten absurd gefärbte – Eigendynamik.

Das von Kitano geschriebene, gedrehte und auch geschnittene Gangster-Drama schöpft seine Wirkung einmal mehr aus dem Kontrast zwischen langen Kameraeinstellungen und unvermittelten Gewaltschocks. An die Intensität früherer Variationen des Themas, insbesondere das erwähnte Meisterwerk „Sonatine“, reicht „Outrage“ nicht heran. Doch auch wenn der in Rhythmus und Dynamik an Kitanos US-Debüt „Brother“ erinnernde Film keine großen Überraschungen bietet, bleibt er als durchweg packend gespielte und schonungslos aufbereitete Milieustudie ruppige Arthouse-Unterhaltung gehobener Güte.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top