Kate (USA 2021)

„Death is the time for beginnings.“ – Kijima

Killer*innen haben es nicht leicht. Vor allem nicht, wenn sie aus dem Geschäft mit dem Tod aussteigen möchten. In der Netflix-Produktion „Kate“ ist es Mary Elizabeth Winstead („Gemini Man“), die der mörderischen Profession Monate nach einem von Kinderaugen bezeugten Attentat in Osaka den Rücken kehrt. Doch wie immer steht vor dem Ruhestand ein letzter, selbstredend verhängnisvoll aus dem Ruder laufender Auftrag.

Bevor der erteilt wird, hat Kate Sex mit Zufallsbekanntschaft Stephen (Michiel Huisman, „Game of Thrones“). Was sie nicht ahnt: Während des Vorgeplänkels wird sie radioaktiv vergiftet. Aufgrund des plötzlich veränderten Zustands misslingt der Mordanschlag auf Yakuza-Boss Kijima (Jun Kunimura, „The Unforgiven“). Zunehmend geschwächt und wissentlich dem Tode geweiht, bricht Kate mit ihrem väterlichen Mentor Varrick (Woody Harrelson, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) und begibt sich auf eine Gewalt-Odyssee durchs nächtliche Tokio, um die begonnene Mission zu beenden.

So simpel die Story, so geradlinig die Erzählung. Umso größeres Augenmerk legt Regisseur Cedric Nicolas-Troyans („The Huntsman & the Ice Queen“) auf stylische Bilder (die Kamera führte Lyle Vincent, „A Girl Walks Home Alone at Night“) und ruppige, bisweilen am Rande des Comichaften rangierende Actionsequenzen. Wenn Kate zur Waffe greift – oder ihren Körper als solche einsetzt –, gehen ihre Gegner reihenweise zu Boden. Dabei offenbart Winstead gerade beim Scharmützel in einem Teehaus eine gewisse Langsamkeit in ihren Bewegungen. Die Choreographie reißt hier jedoch so viel raus, dass diese Sequenz als Höhepunkt des Films bestehen bleibt.

Über Kijimas Nichte Ani (Miku Patricia Martineau), obendrein die Tochter der eingangs ermordeten Zielperson, hofft Kate, den Mobster aus der Reserve zu locken. Als die Teenagerin jedoch selbst auf der familiären Abschussliste landet, nimmt sich die auswärtige Killerin ihrer an. So bahnt sich Kate mit Ani im Schlepptau ihren Weg durch Nacht und Unterwelt, ungeachtet schwindender Kräfte gewillt, Kijima zu töten. Dabei muss sie jedoch bald erkennen, dass sie zum Spielball Syndikats-interner Machtkämpfe geworden ist, bei denen Kijimas rechte Hand Renji (Tananobu Asano, „47 Ronin“) eine Schlüsselrolle einnimmt.

Hauptdarstellerin Winstead überzeugt als Mörderin mit Gewissen, neben ihrer Kate lässt das Skript aber bestenfalls der rebellischen Ani Raum zur Entfaltung. Als Konsequenz wirkt insbesondere Harrelson als vorhersehbar dubioser Hintermann unterbeschäftigt. Erzählerisch bleibt der Streifen spannungs- und überraschungsarm, so dass sich als Referenzpunkte einzig die von Blutspritzern gegen die Kamera gesäumten Actionintermezzi andienen. Allerdings erscheinen auch diese trotz Pulp-Spitzen – und einem Showdown, der Motive von „Stirb langsam“ (1987) und „Max Payne“ (2001) aufgreift – auf Dauer ermüdend. Ein Genre-Highlight erwächst daraus kaum. Aber solide Unterhaltung reicht beizeiten einfach aus.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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