Gamer (USA 2009)

gamerDas Duo Neveldine/Taylor hat sich binnen kürzester Zeit zur Marke erhoben. Ihr Debüt „Crank“ definierte eine neue Facette moderner Kino-Ästhetik, die als nie enden wollender Adrenalinrausch Bilder ins Bewusstsein des Publikums feuert. Tabus und Grenzen gibt es für die beiden Filmemacher scheinbar nicht, die politisch unkorrekt zur Attacke auf Popkultur und guten Geschmack blasen. Dass sie längst selbst trendiger Teil der Gegenwartskultur geworden sind, ist in diesem Zusammenhang weniger Kontradiktion als Kalkül. Mit „Gamer“ jedoch überspannen sie den Bogen.

Unter steten Seitenhieben auf technologische Vorsprünge und das soziale Leben des Individuums potentiell abschirmende Überangebot interaktiver Computernetzwerke und -spielvarianten bringen sie einen enthemmten Action-Overkill ins Rollen. Angeheizt wird der durch den ebenso brillanten wie größenwahnsinnigen Ken Castle (übertrieben: „Dexter“-Star Michael C. Hall), der eine Technik entwickelt hat, mit der Menschen via Chipimplantat nach Belieben gesteuert werden können. Ursprünglich fürs Militär entwickelt, kreierte er daraus erst eine enthemmte Second Life-Variante und schließlich den Shooter „Slayers“.

Bei dem werden verurteilte Schwerverbrecher mit großkalibrigen Waffen in blutigen Schlachten aufeinander gehetzt. Das Sterben ist real, doch winkt den Gefangenen nach 30 siegreichen Partien die Freiheit. Der erfolgreichste Spieler ist Kable (Gerald Butler, „300“), der als erster Teilnehmer drei Gewinne vor der Entlassung steht. Den ihn im Kampf partiell steuernden Teenager Simon (Logan Lerman, „The Number 23“) machte das zum Medienstar. Doch Castle denkt nicht daran Kable ziehen zu lassen und plant mit unlauteren Methoden seine Ermordung. Eine gegen das manipulative Medienimperium des Schurken rebellierende Untergrundorganisation verhilft dem Todgeweihten jedoch zur Flucht.

Im Geiste moderner B-Movies der Duftmarke „Death Race“ setzt auch „Gamer“ auf die Wirkung spektakulärer Bilder in gesellschaftskritischem Hauch. Doch bleibt der auch hier lediglich Vorwand für entartetes Sterben und eigenwillig schwarzen Humor. Akzente setzen Neveldine/Taylor immer dann, wenn sie losgelöst von Konventionen Überraschungspotentiale abrufen. Bestes Beispiel ist Castles groteske Tanz- und Gesangeinlage als Hinführung zum Showdown. Die bemüht schrillen Figuren aber bleiben blass, worunter auch Kables Antrieb der versprengten Familie fällt. Die brutale, schnell geschnittene Action macht in ihrer Zügellosigkeit Laune. Nur kann der nach Hintersinn fahndende Alibi-Plot da nicht mithalten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

scroll to top