Dream Home (HK 2010)

dream-homeDer Traum vom eigenen Heim reflektiert das Streben nach Sicherheit. In Zeiten der globalen Wirtschaftskrise ist er für viele Menschen jedoch zum Alptraum geworden. Nach dem Platzen der Immobilienblase kamen die Zwangsversteigerungen. Mit ihnen wurden die eigenen vier Wände mehr denn je zum Ausdruck von sozialem Stand. Wohnraum hingegen wird nicht nur knapper, sondern vor allem teurer. Was also bleibt den Geringverdienern noch übrig? Pang Ho-Cheungs („Trivial Matters“) garstig überspitztes Horror-Drama „Dream Home“ präsentiert eine verstörende Antwort.

Die verschachtelte, von überlagerten Rückblenden geprägte Erzählung dreht sich um Cheng Li-sheung (Josie Ho, „Exiled“), die in einem Gebäudekomplex mit Blick auf den Hafen Hongkongs aufwuchs. Irgendwann aber wurde die idyllische Sicht durch ein Bauvorhaben versperrt. Für ein Hochhaus voller Luxuswohnungen wurden Arbeiterfamilien mit Repression und Nachdruck vertrieben. Nicht allein diese Episode kündet von den Realitätsbezügen des Films. Li-sheung jedenfalls schwört, eines Tages in eine der begehrten Wohnungen mit Meeres-Aussicht zurückzukehren.

Nur reicht der Job im Telefon-Marketing bei aller Sparsamkeit nicht aus, um den notwendigen Kredit für den Wohnungskauf stemmen zu können. Schließlich versorgt sie zusätzlich den kranken Vater (Altstar Norman Chu, „Duel to the Death“). Um ihren schier unerreichbaren Traum doch noch Wirklichkeit werden zu lassen, ergreift Li-sheung drastische Maßnahmen. Denn wenn die anvisierte Immobilie zu teuer ist, müssen eben Wege gefunden werden den Preis zu drücken. Etwa eine erbarmungslose ´Killing Spree´ gegen andere Bewohner des Hauses.

Mit expliziter Gewalt hält Regisseur und Co-Autor Pang Ho-Cheung nicht hinter dem Berg. Bereits die Eröffnungssequenz zeigt die ultrabrutale Ermordung eines Wachmannes. Für Li-sheung ist das aber erst der Auftakt einer mörderischen Nacht. In portionsweise gereichten Splatter-Häppchen geht sie für ihr eigenes Glück buchstäblich über Leichen. Der Spagat zwischen geduldiger Charakterstudie und schonungslos brutalem Blutvergießen könnte gewagter kaum sein. Dass er trotzdem gelingt, liegt insbesondere an Hauptdarstellerin Josie Ho, die den Film mit ihrem Gatten Conroy Chan Chi-Chung auch produzierte.

Ob der Film diesen harschen Stilbruch zwingend gebraucht hätte, bleibt zumindest diskutabel. Aber gezeichnet wird nicht allein das Bild einer besessenen Mörderin, die eine schwangere Frau erbarmungslos mit Vakuumbeutel und Staubsauger tötet. Der Blick schweift mit präzisem gesellschaftlichem Fokus über den Tellerrand ihrer Geschichte hinaus. Die böseste Szene ist dabei nicht einmal von Gewalt geprägt. Es ist eine Radiodurchsage am Ende, die Li-sheung in einer Regung die Befürchtungen und Ängste zahlloser Menschen rund um den Globus zusammenfassen lässt. „Dream Home“ erbringt den Beweis, dass der Splatter also nicht nur Hirn verspritzen, sondern zur Abwechslung auch mal selbst welches haben kann.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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