In unseren Breitengraden sind Kinoauswertungen der oftmals mehr als lohnenswert erscheinenden Ergüsse asiatischer Zeichentrickkünstler eher spärlich gesät. Zur Last zu legen ist das in der Hauptsache wohl einmal mehr dem Unverständnis der hiesigen Bevölkerung für die verstörend-verspielten Grundelemente jener Stilgattung. Und doch gereifen mitunter einige dieser phantastischen Werke zu Ehren eines kurzen Durchmarsches in den Leinwandgefilden bundesdeutscher Lichtspielhäuser – so beispielsweise geschehen bei Katsuhiro Otomos „Akira“, Mamoru Oshiis „Ghost in the Shell“, ebenso wie dessen zwei „Patlabor“-Ableger, Hiroyuki Okiuras „Jin-Roh“ oder Hayao Myazakis „Prinzessin Mononoke“, bzw. „Chihiros Reise ins Zauberland“. Gar eine weltweite Verbreitung erfährt dieser Tage „Vampire Hunter D – Bloodlust“, von Kult-Regisseur Yoshiaki Kawajiri („Wicked City“) nach dem dritten der bislang 28 veröffentlichten Romane über den wortkargen Einzelgänger und Blutsaugerschlächter „D“ aus der Feder des japanischen Autors Hideyuki Kikuchi adaptiert.
In ferner Zukunft steht die Menschheit am Abgrund, Vampire beherrschen mit unstillbarem Blutdurst das Antlitz der Erde. Doch die Zahl der Untoten schwindet unaufhaltsam, dem brutalen Tagewerk unnachgiebiger Kopfjäger haben die minderen Blutsauger kaum etwas entgegenzuhalten. So geschieht es eines Nachts, dass Meier Link, einer der letzten großen Vampire, die Tochter einer einflussreichen wie wohlhabenden Familie entführt. Diese ungerechtigkeit ruft „Vampire Hunter D“ auf den Plan, einen der besten Männer seines Standes. Doch ist der verschwiegene Einzelgänger ein nicht gern gesehener Gast in den Bereichen der verbliebenen Menschen, bildet er doch einen unerwünschten Bastard aus Mensch und Vampir. Und doch werden „D“ 10 Millionen Dollar versprochen, sollte er das Mädchen aus den Klauen Meier Links und seiner Schergen befreien. Zwar kann er den Preis auf das Doppelte in die Höhe treiben, doch muss er schon bald feststellen, dass parallel auch die fünfköpfige Bande der Markus-Brüder auf die Befreiung des Mädchens angesetzt wurde. Dem hinzu gesellt sich noch eine dritte Interessenpartei, eine geheimnisvolle Macht im Hintergrund, welche den Auftrag des Vampirjägers im Laufe seiner Verfolgung brisanter gestaltet, als ursprünglich gedacht…
Mit „Vampire Hunter D – Bloodlust“ hat Yoshiaki Kawajiri, kreativer Kopf hinter Animationswerken wie „Ninja Scroll“ oder der „Animatrix“-Episode „Program“ ein weiteres virtuoses Stück morbider Trickfilmkunst geschaffen, welches auf formaler Ebene keinerlei Wünsche offen lässt. Makel offenbart der Film jedoch am Grunde der nicht unbedingt originellen Geschichte. Denn Kawajiri gewinnt dem altbackenen Stoff um Vampirismus und Söldnertum keinerlei neue Seiten ab und bedient sich im Bezug auf vereinzelte Fähigkeiten bestimmter Randcharaktäre obendrein bei seinen eigenen Werken „Ninja Scroll“ und „Wicked City“. Doch abgesehen von solch dezenten Schwächen bietet „Vampire Hunter D – Bloodlust“ Anime-Unterhaltung gehobener Klasse, getaucht in atmosphärische Rot- und Schwarztöne und untermalt von der stilbildenden, episch angehauchten fernöstlichen Dramarturgie.
Neben der üppig angelegten Charakterzeichnung der Figuren besticht der perfekt animierte Fantasy-Horror vor allem durch die fernab amerikanischer Schwarz-Weiß-Malerei angesiedelte Konstellation selbiger zueinander. Denn die Grenzen zwischen Gut und Böse verschmelzen hier einmal mehr, was sich gerade im Konflikt der Protagonisten „D“ und Meier Link, beide traurige Restrudimente einer im Begriff zu verstreichenden Epoche der Gewalt, wiederspiegelt. Monster, Mythen, Blut und actionreiche Duelle – im Grunde bietet „Vampire Hunter D – Bloodlust“ faszinierend bebilderte und über weite Strecken atmosphärische, obgleich leidlich spannende Unterhaltung nach Motiven westlicher Gruselromantik, gepaart mit fernöstlichen Legenden; nicht umsonst, denn schliesslich entstand der Film als japanisch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt. Der 1985 entstandene Anime-Vorläufer „Vampire Hunter D“ von „Fist of the North Star“-Schöpfer Toyoo Ashida kann sich des Verständnisses wegen indes ruhig des Wissens des Betrachters entziehen.
Wertung: (7 / 10)