„See you in hell, little girl. Wear something nasty!” – Der böse, böse Colonel
Nichts Neues im Japan des 19. Jahrhunderts: Verfeindete Klans bekämpfen sich (buchstäblich) bis zum letzen Mann. Der schier unbezwingbare Yang (Dong-gun Jang, „2009: Lost Memories“) beherrscht die Kunst des Schwertkampfs in solcher Perfektion, dass er eine gegnerische Sippe praktisch im Alleingang dezimieren kann. Als er die Gelegenheit erhält, auch den letzten Kontrahenten blitzschnell in Sushi-gerechte Stücke zu zerhacken, bekommt er Zweifel. Kann das zuckersüße Baby im Korb wirklich der Todfeind sein?
Das Kind unter einem Arm, die Schneide unter dem anderen, flüchtet der Krieger vor den eigenen Verbündeten. Als sich schließlich sogar die klapprige Bedienung einer heruntergekommenen Kaschemme als Assassine des eigenen Geblüts zu erkennen gibt, kommt dem schweigsamen Schwertvirtuosen nur noch ein Ort in den Sinn, an dem die kleine Prinzessin und er selbst sicher sein können – der wilde Westen! Eine Bootstour später landet er in einem Wüstenkaff, das aus fünf Häusern, einer Zirkusbühne (!) und einem kolossalen Riesenrad (!!) besteht.
Bevölkert wird die märchenhafte Ortschaft von illustren Gestalten, wie der hyperaktiven und obendrein goldigen Lynne (charmant: Kate Bosworth, „Superman Returns“) oder dem listenreichen Liliputaner Eight-Ball (Tony Cox, „Bad Santa“). Im zum Säufer verkommenen Ex-Revolverhelden Ron (wandlungsreich: Geoffrey Rush, „Fluch der Karibik“) findet Kampfmaschine Yang einen guten Freund. Dass diese Idylle nicht lange gewahrt werden kann, versteht sich von selbst. Dabei bleiben der abgrundtief böse Colonel (Danny Huston, „30 Days of Night“) und seine alles und jeden terrorisierende Bande nicht die einzige Sorge des vom Klingenschwinger zum Waschsalonbetreiber verwandelten Asiaten.
Seinem längst die Verfolgung aufgenommenen Lehrmeister Saddest Flute (Ti Lung, „A Better Tomorrow“) entgeht das Geräusch von Yangs erneut geschwungener Klinge nicht, so dass die einst ach so friedliche Stadt bald auch noch von mordlustigen Ninjas überrannt wird. Neu ist die Idee des ´West meets East´, des ´Colt meets Daitō´ keineswegs. Doch was Regisseur Seung-moo Lee in seinem Erstling auf den Zuschauer loslässt, ist ein ganz anderes Kaliber. Denn so sympathisch die meisten (grundguten) Filmfiguren die unwirkliche aber charmante Landschaft im „300“-Stil mit Leben füllen, so schwer fällt es, sie nicht gleich ins Herz zu schließen. Den optimalen Gegenpart finden sie in Hustons Colonel, der den skrupellosen Drecksack mit sichtlicher Wonne verkörpert.
Auf der Habenseite stehen zudem der Einsatz der seit „Django“ allseits beliebten Gatling Gun, die musikalische Untermalung in der Manier des Italo-Westerns und natürlich eine Menge gelungener stilisiert blutiger Duelle. Dass der eigentlich schon 2007 abgedrehte Film an den Kassen gnadenlos unterging, liegt vor allem an der exotischen Verknüpfung der Kino-Kulturen. Dennoch hat Debütant Seung-moo Lee mit „The Warrior‘s Way“ einen wirklich entzückenden Mix aus Fantasy, klassischem (Spaghetti-)Western und Wuxia/Jidaigeki geschaffen, so dass die kollektive Nichtbeachtung seines Werkes alles andere als verdient ist.
Wertung: (7 / 10)