Zwei Referenztitel („The Descent“, „Predator“), ein Uncut-Siegel und gewisse Ähnlichkeiten des Covers zu einem der Referenztitel. Freunde von anspruchsloser Horror-Kurzweil brauchen in der Regel nicht viel mehr Anreize. Die Regel besagt aber auch, dass genau die wenigen Erwartungen dann auch gleich wieder komplett unbefriedigt bleiben. Ein weiteres Beispiel dieser Spezies ist „The Tribe – Die vergessene Brut“ des aus Böblingen stammenden Filmemachers Jörg Ihle.
Dieser greift den Überlebenskampf einer fünfköpfigen Gruppe auf, deren Yacht-Ausflug jäh endet, nachdem sich das GPS-System an Bord verabschiedet und die jungen Menschen auf einer einsamen Insel stranden. In den ersten zwanzig Minuten werden die Personen und deren Beziehungen vorgestellt. Große Sympathien untereinander sind eher die Ausnahme, was den Sinn und Zweck eines solchen Ausflugs durchaus in Frage stellt. Auf der Insel folgt auf Streit noch schnell ein Heiratsantrag, warum weiß niemand. Über Nacht verschwindet der künftige Bräutigam, auf der Suche nach ihm werden die Verbliebenen von affenähnlichen Wesen attackiert, die die Gruppe schnell dezimieren und schließlich nur noch Liz – gespielt von TV-Akteuse Jewel Staite – übrig bleibt, die den Kampf gegen die Wesen aufnehmen muss, um von der Insel flüchten zu können.
Die Möglichkeiten, mit „The Tribe – Die vergessene Brut“ einen soliden Genre-Beitrag zu leisten, hatte der deutsche Filmemacher Jörg Ihle allemal. Dass er sich zu sehr auf bekannte Zutaten verließ, ist sicherlich verschmerzbar, nicht aber das durchgehend uninspirierte Abhaken üblicher Horror-Elemente. In den ersten Minuten wird der Schrecken der Insel in üblicher Manier gezeigt, noch bevor die Protagonisten eingeführt werden, als die Mitglieder einer Forschungsstation dahingerafft werden. Die Angreifer sind nicht zu sehen, auch im Film werden diese erst recht spät gezeigt. Dies erhöht zumindest im Ansatz die Spannung, wenngleich man nur den Gesetzen des Genres folgt. Denn der Rest ist im Grunde Standard einer nur selten unterhaltsamen Horror-Mär. Die Akteure sind jung, unverbraucht, aber häufig auch einfach keine guten Schauspieler. Deren Einführung, Entwicklung und Dialoge nerven zwar nicht, spielen aber auch keine große Rolle. Der Film dümpelt einfach vor sich hin.
Dies ändert sich zumindest ein wenig, sobald sich die ohnehin lichten Reihen der Gruppe weiter reduzieren. Das allerdings geschieht sehr schnell und recht blutarm. Eine Freigabe mit dem blauen 16er-Siegel wäre unterm Strich durchaus gerechtfertigt gewesen. Binnen weniger Minuten ist nur noch ein kleines Persönchen dabei. Ab diesem Zeitpunkt geht der Film aber noch knappe dreißig Minuten. Gesprochen wird dann nicht mehr, gestorben auch nur auf Sparflamme. War es in „Predator“ noch Schlamm, der Arnie vor dem Alien unsichtbar machte, so ist es hier seltsamer Schleim, der den Kreaturen quasi die Sicht verschließt. Geistreich sieht anders aus. Also Mund abputzen und zum nächsten Film übergehen. Wirklich gelungen sind hier nämlich – wenn überhaupt – nur die Naturaufnahmen.
Wertung: (3 / 10)