„I never go anywhere in Southeast Asia without an Uzi.“ – Um markige Sprüche und Feuerkraft nicht verlegen: Garoni
Gibt es was herrlich bekloppteres als 80`s Actionfilme? Dort durften Helden noch Helden sein und den Bösen dieser rasant realitätsfremden Welt ohne moralische Bedenken faustgroße Löcher in die Körper pusten. Und was für krause Gestalten sich in jener modisch grenzwertigen Ära tummelten. Man nehme allein „The Protector“, diesen fast vergessenen zweiten Versuch (im vierten Auftritt) von Hong Kong-Superstar Jackie Chan („Police Story“), in Hollywood Fuß zu fassen. Darin überfällt in der South Bronx erst eine lachhaft endzeitlich kostümierte Punker-Bagage einen Truck, ehe ein hünenhaftes Rauschebart-Quartett mit Koksnasen und Maschinenpistolen eine gewöhnliche Bar ausheben will.
Während die in bester „The Riffs“-Manier agierenden Bronx-Piraten – italienischer hätte selbst Italiens Filmkunst kaum ausfallen können! – aber ungeschoren davonkommen, werden die vier gnadenlos überzeichneten Kneipenräuber von Chans New Yorker-Superbullen Billy Wong gnadenlos (und standesgemäß blutrünstig) in Stücke geschossen. Dass dabei dessen Partner ins Gras beißt, bedeutet für den flüchtigen letzten Täter den Feuertod in einer gleißenden Bootsexplosion. Die ersten Minuten dieses drollig hanebüchenen Klischeemarathons wären damit schon mal adäquat unterfüttert.
Aber es handelt sich schließlich um einen Film von James Glickenhaus, der uns auch unfreiwillige Genreparodien wie „The Exterminator“ oder „McBain“ bescherte. Was folgt ist eine Action-Blaupause der ersprießlichen, jedoch nur selten amüsant überzogenen Sorte. Für seinen Vigilanten-Auftritt kassiert Billy natürlich reichlich Schelte, erhält an der Seite eines neuen Partners aber bald Gelegenheit zur Rehabilitation. Der hört auf den Namen Danny Garoni (Danny Aiello, „Leon – Der Profi“) und ist als eben solcher Unruhestifter verschrien wie der chinesisch-stämmige Kollege.
Zuvor aber erhält Billy, der zur Crowd Control strafversetzt wird, von den Kollegen Ovationen für seinen Racheakt. Als aber Laura Shapiro (Saun Ellis), Tochter eines einflussreichen Geschäftsmannes mit kriminellen Verbindungen von Schergen des Hong Kong-Unterweltbosses Ko (HK-Allrounder Roy Chiao, „Action Hunter“) verschleppt wird, werden Billy und Danny als Berater in die (ehemalige) Kronkolonie entsandt, wo der Ärger natürlich nicht lange auf sich warten lässt. Und an Körpereinsatz mangelt es dem von Raymond Chow und Golden Harvest produzierten Action-Kracher wahrlich nicht.
Selten zeigte sich Chan, der später eine weniger sexistische Fassung mit eigens neu gedrehten Szenen für den heimischen Markt anfertigte, so bierernst und krückenbrutal wie hier. Vor allem die Martial Arts-Sequenzen lassen die spielerische Leichtigkeit und den Humor seiner sonstigen Auftritte vermissen und präsentieren sich den Trend der Gegenwart vorwegnehmend schnörkellos ruppig. Finaler Höhepunkt ist sein Duell mit Martial Arts-Legende Bill Wallace („Der Bulldozer“). So tendiert „The Protector“ ausgewogen zwischen amüsanter 80`s Actiongülle und packendem Reißer. Das Ergebnis jedenfalls kann sich – nicht zuletzt aufgrund der sehenswerten Stunts – bei aller Plattheit auch heute noch sehen lassen.
Wertung: (6 / 10)