Mehrfach hatte Jackie Chan in den 80er Jahren versucht, in Amerika Fuß zu fassen. Doch gelingen wollte ihm das weder mit „The Big Brawl“ (1980) noch „Auf dem Highway ist die Hölle los“ (1981). Auch „The Protector“ (1985) brachte nicht den erhofften Erfolg. Kurioserweise war es letztlich keine amerikanische (Co-)Produktion, die seinen Durchbruch bewirkte, sondern der in New York spielende (jedoch im kanadischen Vancouver gedrehte) „Rumble in the Bronx“. Die Gelder dazu kamen aus Hongkong, genauer von Raymond Chows altbekannter Kinoschmiede Golden Harvest.
In Hongkong kam der Film Anfang 1995 in die Kinos – und brach mit rund 57 Millionen eingespielten HK-Dollar alle Rekorde. Auf diesen kommerziellen Siegeszug wurde New Line Cinema aufmerksam, sicherte sich die internationalen Vertriebsrechte und verhalf Chan ein Jahr später zum ersten Kassenerfolg in Amerika. Dass dafür rund 17 Minuten Handlung weichen mussten und gleich der komplette Soundtrack ausgetauscht wurde (u.a. ist der auf Chan anspielende Hit „Kung Fu“ von Ash zu hören), störte letztlich niemanden. Vor allem nicht den Hauptdarsteller, der in der Folge vermehrt in Hollywood drehte und sich mit „Rush Hour“ und „Shanghai Noon“ nachhaltig zum Welt-Star mauserte.
Der Plot ist simpel: Keung (Chan) reist nach New York, um der Hochzeit seines Onkels Bill (Chans alter Weggefährte Bill Tung, „Police Story 1 – 3“) beizuwohnen. Dass dessen Braut eine Afroamerikanerin ist, sorgt für einen ersten Kulturschock. Während der Flitterwochen soll Keung helfen, den Verkauf von Bills Supermarkt an Elaine (Anita Mui, „Drunken Master“) über die Bühne zu bringen. Dabei gerät er mit einer Straßengang in Konflikt, zu der auch die junge Nancy (Françoise Yip, „Black Mask: Mission Possible“) gehört. Als einem Bandenmitglied nach einem misslungenen Überfall Diamanten in die Hände fallen, versteckt er diese im Sitzkissen des Rollstuhls von Nancys Bruder Danny (Morgan Lam). Klar, dass Keung bald zwischen alle Fronten gerät.
Die Geschichte ist reichlich dünn und wird in Hongkong-typischer Manier von albernem Humor und simpler Moral begleitet. Doch all diese Schwächen sind zu vernachlässigen, weil Jackie Chan einmal mehr sämtliche Sympathiewerte abruft und unter der Regie Stanley Tongs (gemeinsam drehten beide u.a. auch „Police Story 3: Supercop“ und „First Strike“) ein Feuerwerk furioser Akrobatik und waghalsiger Stunts zündet (natürlich inklusive Pannencollage im Abspann). Selbst eine Knöchelverletzung beim Sprung auf das fürs aufwändige Finale relevanten Luftkissenbootes konnte ihn nicht ausbremsen. Ein gestandener Spaß ist „Rumble in the Bronx“ auch heute noch. Nur sollte man sich besser auf die Form, nicht den Inhalt konzentrieren.
Wertung: (7 / 10)