„Revenge is what makes a man like ýou exceptional.“ – Dr. Harting
Hollywoods Kinokosmos ist voller zweiter Chancen. Auf der Leinwand und gleichermaßen davor. Im phantastischen Metier steht häufig das Moment der Widerauferstehung im Zentrum (siehe „The Crow“ oder „Spawn“), durch das erlittenes Unrecht gesühnt oder anderweitiges Übel ausgeglichen wird. Die Comic-Verfilmung „Bloodshot“ bildet da keine Ausnahme. Zumindest vordergründig.
Doch der Reihe nach: Als Ein-Mann-Armee macht sich Elite-Soldat Ray Garrison („Fast & Furious“-Bolide Vin Diesel) zwischen den Stühlen von „Rambo“ und „Terminator“ breit. Zumindest so lange, bis er und Gattin (Talulah Riley, „Westworld“) von Terrorist Martin Axe (Toby Kebbell, „Kong: Skull Island“) exekutiert werden. Doch Ray kehrt von den Toten zurück, als High-Tech-Kampfmaschine, der im Labor von Dr. Emil Harting (Guy Pearce, „Lockdown“) unzählige Nanobots in die Blutbahn injiziert wurden. Die Mini-Maschinen sorgen dafür, dass Rays Körper bei Verletzungen blitzschnell rekonstruiert werden kann.
Die neu gewonnenen Fähigkeiten, zu denen auch gesteigerte Kraft und Schnelligkeit zählen, nutzt der Kunstmensch, um Rache zu üben. Die Kehrseite dieser Medaille: Als Quasi-Computer ist Ray programmierbar und somit unwissentlich anfällig für die Instrumentalisierung durch Harting. Diese für die Handlung entscheidende Wendung arglos zu spoilern, erscheint prinzipiell schändlich. Jedoch ist der Twist allen bekannt, die den Trailer zu „Bloodshot“ gesehen haben. Das Sakrileg sollte daher in Richtung des verantwortlichen Studios geschoben werden.
Der positive Aspekt dieses erzählerischen Kniffs ist, dass er Möglichkeiten eröffnet, die zuvor aufgetischten Klischees und Plattheiten in einem erweiterten Kontext zu relativieren. Nur ist den Machern um Regie-Neuling David Wilson nicht an deren Ausschöpfung gelegen. Ebenso wenig an der Herausarbeitung von Themen wie Selbstbestimmung und posttraumatischen Stresssymptomen, die unter der von visuell gestylter Action geprägten Oberfläche verschüttet bleiben. Dass Wilsons Wurzeln im Effektbereich liegen, ist seinem CGI-lastigen (wohlgemerkt nicht durchweg überzeugend getricksten) Kinodebüt durchweg anzumerken.
Daraus resultiert eine Seelenlosigkeit, die der eindimensionale Diesel allein in den körperbetonten Szenen aufwiegt. Die teils spektakuläre Action ist damit das Herzstück eines ansonsten hohlen Films, in dem der ferngesteuerte Killer letztlich dem Hamsterrad seines Schöpfers zu entkommen versucht. Dabei behilflich sind zweckmäßige Nebenfiguren wie Rays Schicksalsgenossin KT (Elza González, „Alita: Battle Angel“) und Computer-Genie Wilfred Wigans (Lamorne Morris, „New Girl“). So erhält Ray am Ende nicht allein eine zweite Chance, sondern gleich eine dritte. Solide Blockbuster-Unterhaltung ist dabei zumindest so lange garantiert, wie man dem flachen Bilderrausch keine tieferen Gedanken abverlangt.
Wertung: (5,5 / 10)