Eine prominente Besetzung allein macht noch keinen guten Film. Nicht selten sind bekannte Mimen kaum mehr als Blendwerk, um beliebigen Geschichten Format zu verleihen. Das ist erst einmal nicht verwerflich, so lange der Unterhaltungswert stimmt. Dem Agenten-Thriller „The Double“, Regiedebüt des Skriptschreibers Michael Brandt („Todeszug nach Yuma“, „Wanted“), gelingt es allerdings nur kurz aus der Namhaftigkeit der Akteure – immerhin solchen wie Richard Gere („Hunting Party“), Topher Grace („Spider-Man 3“) und Martin Sheen („The Departed“) – Kapital zu schlagen.
Denn das von Brandt in Kooperation mit seinem bewährten Partner Derek Haas verfasste Drehbuch lässt Spannung und anbei auch inszenatorische Sorgfalt vermissen. Zweitgenanntes zeigt sich etwa an Rückblenden, die Gere und Sheen schludrig exakt so zeigen wie in der Gegenwart Jahrzehnte später. Oder auch an der sichtbar auf die Wange von Stephen Moyer geklebten Narbe, die ihn als inhaftierten russischen Spion Brutus klischeehaft verschlagen wirken lassen soll. Viel zur Geschichte beizusteuern hat der „True Blood“-Star in seinem verschenkten Minutenauftritt allerdings nicht. Warum er also in den Anfangstiteln an dritter Stelle geführt wird, bleibt wohl das Geheimnis der Produzenten.
Aber nun zur Geschichte, die Gere als pensionierten CIA-Agenten Paul Shepherdson noch einmal auf die Jagd nach einem berüchtigten russischen Killer gehen lässt. Nachdem ein US-Senator auf jene für den nie gefassten Sowjet-Spion typische Weise ermordet wurde, setzt Shepherdsons alter Vorgesetzter Highland (Sheen) den Ruheständler mit dem jungen Theoretiker Ben Geary (Grace) auf den großen Unbekannten an. Natürlich müssen sich der desillusionierte Veteran und der unerfahrene Frischling erst zusammenraufen. Doch ist nicht dieser grundsolide Auftakt das Problem, sondern die fahrlässig nach rund einer halben Stunde vorgezogene Klimax der Identifizierung des Phantoms.
Fortan verheddert sich „The Double“ in Ungereimtheiten und auch mit den unpassenden Actioneinlagen hat Regienovize Brandt weder sich noch seinem hauptverantworteten Erstling einen Bärendienst erwiesen. Am Ende, wenn die Fahndung nach dem irgendwie involvierten Ex-Sowjet-Schurken Bozlovski (Tamer Hassan, „Kick-Ass“) eine zunehmend gewichtige Rolle einnimmt, wird noch eine Wendung aus dem Hut gezogen, deren angepeiltes Aha-Erlebnis auch den letzten Zweifel beseitigt, wieder einmal 90 Minuten kostbarer Lebenszeit an dürftige Filmunterhaltung verplempert zu haben. Den Darstellern indes ist kein Vorwurf zu machen. Aber ihre Namen sind eben kaum mehr als Lockstoff für ahnungslose Vielseher.
Wertung: (4 / 10)