Immer wieder die Essex Boys. Ob im gleichnamigen Film von 2000 oder dem sieben Jahre später entstandenen „Rise of the Footsoldier“, das moderne britische Kino erliegt der Faszination seiner verbrieften Gangstermilieus immer wieder. Mit „Bonded By Blood“, dem aus Marketing-Kalkül in der deutschen Fassung der Titel „Footsoldier 2“ übergestülpt wurde, nimmt sich auch Sacha Bennett („Outside Bet“) dem bekannten Stoff an und erzählt, basierend auf den Büchern Bernard O‘Mahoneys, einmal mehr die Geschichte der Rettendon-Morde.
Mit Gewalt wird bei der spekulativen Rekonstruktion der Ereignisse nicht gespart. Neues vermag Bennett dem Stoff dabei jedoch nicht abzuringen. Auch nicht mit dem schlussendlich gewollt überraschend auserzählten Rahmen, den der seinen gewaltsamen Abgang gleich zu Beginn eröffnende Erzähler Darren Nicholls (Adam Deacon, „Shank“) spannt. Der freundet sich im Rückblick hinter Gittern mit Mickey Steele (Vincent Regan, „Kampf der Titanen“) an, über den er bald den skrupellosen Schläger Pat Tate (Tamer Hassan, „Dead Man Running“) kennenlernt.
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis steigen sie gemeinsam mit Tony Tucker (Terry Stone, „Doghouse“) und dessen rechter Hand Craig Rolfe (Neil Maskell, „Football Factory“) in den Drogenhandel ein. Doch mit Pats unkontrolliertem Kokainkonsum und unberechenbaren Gewaltausbrüchen wächst das Misstrauen unter den Geschäftspartnern. Als das Verhältnis zwischen ihm und Mickey, der als Mittelsmann bei der Drogenbeschaffung fungiert, zerrüttet, planen die Männer ihre gegenseitige Ermordung.
Die im Kern wahre Geschichte ist schnörkellos erzählt, lässt die nötige Distanz zu den Charakteren aber oft vermissen. Bennetts abgefuckte Milieuschilderung ist solide abgehandelt und erhält durch die Leistungen der souveränen Darsteller ausreichendes Gewicht. Allerdings krankt „Bonded By Blood“ nicht nur an der hinreichenden Bekanntheit von Szenario und Gangster-Allüren, sondern entfaltet in der ausschnitthaften Schilderung des Privatlebens der Gangster auch eine gewisse unfreiwillige Komik. So bleibt ein undifferenzierter, unnötig brutaler und unter dem Schnitt schlichtweg durchschnittlicher Brit-Thriller.
Wertung: (5 / 10)