In den Augen der jungen Frau spiegelt sich Entsetzen wider. Und ein Szenario des Untergangs. Ein Feuerball geht über der Stadt nieder und taucht das Blickfeld in ein gleißendes Inferno. Panik grassiert. Menschen flüchten durchs Treppenhaus. Doch wohin? Auftaktzeugin Eva (Lauren German, „Hostel 2“) gelingt mit Partner Sam (Iván González, „The ABCs of Death“) und weiteren Schicksalsgenossen der Zugang zum verbarrikadierten Keller. Doch schon bald stellt sich die Frage, ob ein schneller Tod nicht der leichtere Ausweg gewesen wäre.
Alleinherrscher des Untergeschosses ist Hausmeister und 9/11-Feuerwehrmann Mickey (Michael Biehn, „Aliens“), der konstant Befehle bellt und mürrisch auf seiner Zigarre kaut. Widerwillig nimmt er die Bedürftigen auf. Da sind Josh (Milo Ventimiglia, „Heroes“) und sein Halbbruder Bobby (Michael Eklund, „The Day“), Marilyn (Rosanna Arquette, „Pulp Fiction“) mit ihrer kleinen Tochter sowie Delvin (Courtney B. Vance, „Criminal Intent“) und Künstler Adrien (Ashton Holmes, „The Pacific“). Spannungen in der isolierten Zweckgemeinschaft sind unweigerlich vorprogrammiert. Nur gerät „Frontier(s)“-Regisseur Xavier Gens deren Ausführung in der kalkulierten Abgründigkeit plump.
Dass die Barbarei Einzug hält, liegt glasklar auf der Hand. Die Frage ist nur, wann und vor allem zwischen welchen Fronten brechen die Konflikte hervor. Reibereien um versteckte Vorräte oder psychologische Machtpositionen allein genügen dabei nicht. Also muss als Grund für die Katastrophe ein Bombenabwurf herhalten. Nordkoreaner in Schutzanzügen verschaffen sich mit einem Schneidbrenner Zugang zum Keller und verschleppen Marilyns Tochter, um sie kahlrasiert einzulagern. Ein Rettungsversuch in einem vor dem Kellerversteck errichteten Zeltlabyrinth führt zum endgültigen Einschluss – und zur emotionalen und moralischen Zerrüttung.
Dabei ist „The Divide“ angemessen schmutzig in Szene gesetzt und darstellerisch sticht neben den altbewährten Michael Biehn und Rosanna Arquette vor allem der wieder intensiv abgründige Michael Eklund hervor. Doch auch Lauren German weiß zu überzeugen. Ihr obliegt, wenn die Gemeinschaft am Ende über Folter, Vergewaltigung und Alphamännchen-Kämpfe endgültig aufgelöst wird, die geschlechterspezifische Umkehrung der patriarchalen Verhältnisse. Gens verzichtet bis zum fast friedlichen Finalbild auf zeigefreudige Gewalt. Trotzdem bleibt sein postapokalyptisches Kammerspiel mehr ziellos driftender Exploiter denn ernstzunehmender Psycho-Schocker.
Wertung: (4 / 10)