In bemerkenswerter Konstanz bringt Jason Statham auf der Leinwand Knochen zum Bersten. Lässt man aber Ensemble-Auftritte wie in „The Expendables“ oder „Fast & Furious“ außen vor, offenbart sich schnell ein Problem. Denn obwohl der kantige Brite bei seinen jüngeren Solo-Vorstellungen (u.a. „Redemption – Stunde der Vergeltung“ oder „Homefront“) stets eine gute Figur machte und auch darstellerisch meist mehr zeigen durfte als den stumpfen Übermenschen, reichte keiner seiner Auftritte über wohlige Solidität hinaus. Statham ist eine Wucht, seine Filme nur partiell. Wundern sollte daher wenig, dass sich diese Faustformel auch auf „Wild Card“ übertragen lässt.
Der von Simon West („The Expendables 2“) kompetent gefertigte Thriller ist die zweite Verfilmung von William Goldmans („Der Marathon-Mann“) Roman „Heat“. 1987 wurde dieser bereits mit Burt Reynolds verfilmt – unter dem Titel „Heat – Nick, der Killer“. Nun macht also Statham das US-Glücksspielmekka Las Vegas auf Basis eines von Goldman selbst verfassten Drehbuchs unsicher und hadert als Nick Wild mit der Entscheidung, die verruchte Wüstenstadt hinter sich zu lassen. Zum Broterwerb lässt sich der Nahkampfspezialist für allerlei Aufträge anheuern, geht wie bestellt zu Boden, damit ein Klient seine Herzensdame beeindrucken kann, oder gibt dem juvenil wirkenden Millionär Cyrus Kinnick (Michael Angarano, „The Knick“) sicheres Geleit in die Casinos.
Als Nicks alte Flamme Holly (Dominik García-Lorido, „Magic City“) vom sadistischen Danny DeMarco (Milo Ventimiglia, „Heroes“) vergewaltigt und halbtot geprügelt wird, spannt sie den Verflossenen in ihre Rachepläne ein. Der weigert sich nur kurz und mischt den Unmenschen samt Gefolge rigoros auf. Das daraus resultierende Nachspiel sorgt für kernige Haudrauf-Intermezzi, bei denen Statham von Action-Dirigent Corey Yuen („The Transporter“) spektakulär in Szene gesetzt wird. Der Clinch mit DeMarco ist allerdings nur ein Handlungsstrang. Der geschwätzige Rest dient Nicks Selbstfindung und einer zu üppig ausgewalzten Glückssträhne, die es ihm potenziell erlauben würde, Las Vegas dauerhaft den Rücken zu kehren.
Der Plot ist von einer stimmungsvollen Melancholie durchzogen, die mit der zynischen Coolness Stathams wunderbar harmoniert. In seinen besten Momenten erinnert „Wild Card“ an die Geschichten Elmore Leonards. Nur lässt die flüchtige Erzählung die nötige Stringenz vermissen. So plätschert der Film am Zuschauer vorüber, wirft in loser Folge bekannte Gesichter ins Geschehen – neben Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) und Hope Davis („Real Steel“) gibt es ein Wiedersehen mit Anne Heche („Hung“) sowie Jason Alexander („Seinfeld“) – und verabschiedet sich mit einem Scharmützel, bei dem Nick seine Überlegenheit allein mit einem Löffel und einem Menümesser unter Beweis stellt. Lässig, abgefuckt und trotzdem seltsam ziellos – der amüsanten Mittelpracht entgeht Jason Statham damit auch diesmal nicht.
Wertung: (6 / 10)