Chow Yun-Fat ist einer der größten Stars des Hongkong-Kinos. In Hollywood hatte er weniger Glück. Entweder wurde er in Genrefilmen verheizt („The Replacement Killers“) oder gab in nichtigen Großproduktionen den Exoten („Anna und der König“). Eine dankbar auf ihn zugeschnittene Rolle ist die des korrupten Polizisten Nick Chen in James Foleys („Glengarry Glen Ross“) Cop-Thriller „The Corruptor“. Doch auch der gewohnt starke Asien-Export kann nicht verhindern, dass der actionreiche Streifen am eigenen Anspruch, sprich der Ambition eines auch dramaturgisch ausgefeilten Plots, scheitert.
Jungbulle Danny Wallace (Mark Wahlberg, „Boogie Nights“) wird Chens Sondereinheit zugeteilt, die in Chinatown das Verbrechen eindämmen soll. Zwischen in Müllcontainern deponierten Leichen von Prostituierten und regem Menschenhandel kein leichtes Unterfangen. Und dann ist da noch Uncle Benny (Kim Chan, „Das fünfte Element“), der Patron des Viertels, der Chen Informationen beschafft, die ihrer beiden Karrieren förderlich erscheinen. Denn ohne Gegenleistung keine Beihilfe zum Ermittlungserfolg. Dass Benny so seine Konkurrenz ausschaltet, versteht sich von selbst. Auch Wallace wüsste er gern auf seiner Seite. Doch der sträubt sich – vorerst.
Der Beginn ist deftig, wenn Chinatown zur Kampfzone erklärt wird. Kugeln fliegen, Menschen sterben, ein Gebäude explodiert. Bobby Vu (Byron Mann, „Crying Freeman“) will die Macht im Distrikt an sich reißen und Benny ausbooten. Zu den sich bekriegenden Triaden kommen noch die Cops, deren Methoden, gerade bei der Informationsbeschaffung, selbst nicht die saubersten sind. Der unscheinbare Wallace wechselt munter die Seiten und auch das FBI hat noch die Finger im Spiel. So geht es wendungsreich einem Finale entgegen, dass die Fronten ein für allemal klärt, ohne zwingend Hollywoods heile Welt bedienen zu müssen.
Foley zieht den Mix aus Thriller und Drama als knallbuntes Bonbon mit ausreichend Action und abenteuerlichen Kameraschwenks auf. Dass die dramatischen Aspekte, gerade bezogen auf Dannys saufenden Vater (Brian Cox, „Die Bourne Identität“), etwas schwachbrüstig erscheinen, entkräftet allein der sehenswert durch alle Gemütslagen mäandernde Chow Yun-Fat. Positiv erscheint der Verzicht auf eine gemeingültige Moral. Die Protagonisten tun, was sie zu tun für richtig halten. Basta. So bleibt ein harter, gut fotografierter Krimi, dem es schlicht an dramaturgischer Ausgewogenheit mangelt. Über dem Durchschnitt artverwandter US-Produktionen rangiert „The Corruptor“ damit aber allemal.
Wertung: (6,5 / 10)