Teenage Bottlerocket – Sick Sesh! (2021, Fat Wreck)

Die Frage muss erlaubt sein: Kann sich eine Band wie TEENAGE BOTTLEROCKET ernsthaft weiterentwickeln? Und muss sie das überhaupt? Schließlich bewegt sich der Pop-Punk’n’Roll der modernen Fat-Wreck-Institution in strukturell dermaßen überschaubaren Sphären, dass es ihr nie um den Gewinn von Originalitätspreisen ging. Der im besten Sinne simple Sound um die beiden Sänger Ray Carlisle und Kody Templeman, dessen Band THE LILLINGTONS praktisch die Blaupause für ihr gemeinsames Wirken lieferte, lebt von hymnischen Refrains und Hintergrund-Chören. Und natürlich der textlichen Absurdität. Umso größer darf die Überraschung anmuten, dass die Spaß-Punker doch anders können. Zumindest ein bisschen.

Auf ihrem siebten Album, „Sick Sesh!“, präsentiert der Vierer aus Wyoming manch bislang unbekannte(re) Seite. Das beginnt beim eröffnenden „Semi Truck“, das neben der gewohnten RAMONES-Anlehnung im Mittelteil auf verstärkt rockigen Gitarreneinsatz setzt (siehe dazu auch „Theoretical Reality“). Das gab es zwar bereits auf den Outputs der „They Came From the Shadows“-Phase, die zentrale Positionierung dieser Passage kündet jedoch von immerhin punktiertem Variationsstreben. Dafür steht auch das folgende, merklich poppigere „You’re Never Going Out of Style“, bei dem das gewohnte Konzept (wie übrigens auch bei „Ghost Story“) von der Begleitorgel gekapert wird. Überhaupt erscheinen TEENAGE BOTTLEROCKET nahezu durchweg eine Spur verspielter – bei „Statistic“ gar dezent experimentell. Den Party-Charakter mindert das kaum.

Auf Nummer sicher gehen Carlisle & Co. mit „Never Sing Along“, dem flotten „Strung Out On Stress“, „Hello Dana“ oder „Gorilla Warfare“. Aber auch die erscheinen ungeachtet der Fokussierung auf möglichst prägnante Gitarren meist etwas „weicher“ abgemischt als gewohnt. Emotional wird es auch. Nein, nicht allein beim textlich skurrilen „The Squirrel“, sondern vorrangig beim finalen „Moving On“, das den Umzug von Bassist Miguel Chen zu seinem kranken Vater nach Texas umreißt. So halten sich Pop und Rock im Punk-Kontext von „Sick Sesh!“ die Waage. Wer also Drei-Akkorde-Vollgas in Reinkultur erwartet, wird wohl zwangsläufig ein paar mehr Durchläufe benötigen, um die Platte ins Herz zu schließen. Doch muss TEENAGE BOTTLEROCKET hoch angerechnet werden, dass sie nicht allein auf die bloße Wiederholung ihrer Erfolgsformel setzen.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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