Auf eigenen Wegen bunt durchs Leben
SYSTEMO ist eine dieser Bands, denen man unmöglich böse sein kann. Die Berliner interpretieren den Deutsch-Punk als locker-lässige Blankoleinwand, auf die eine thematische Vielfalt aus Liebe, Lust und Genuss des Augenblicks gepinselt wird. Politische Ansichten fließen zwar sporadisch mit ein, doch steht auch auf ihrem dritten Langspieler „Läuft“ die eher juvenil geprägte Alltagsbetrachtung im Vordergrund. Das kann man ruhigen Gewissens als oberflächlich abkanzeln, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Jungs einfach wissen, wie man Songs schreibt, die gut ins Ohr gehen (siehe „Freundschaft+“).
Nur macht das auch ihr neuestes Werk zu einem dezent unsteten Vergnügen. Denn der Habenseite aus netten Melodien, sympathischer Rotzigkeit und eingängigen Refrains – u.a. zu finden bei „Amor (ist ein Anarchist)“, „Google weiß Bescheid“, „Kein Versager“ oder „Lauter“ – steht nun mal eine weitgehende Flachheit gegenüber, die bei Nummern wie „Auf ein Neues“, „Bube, Dame, Arsch“, „Rote Haare“ oder „Früher Vogel“ vorrangig ein Achselzucken hervorrufen. Mit Chören, kurzen Absurditäten (etwa „Börnie“) und variablem Tempo ist aber fraglos für die nötige Kurzweil gesorgt.
Hinzu gesellen sich der Einsatz von Geige („Best of“), Bläsern („Träumer“) oder Kochgeschirr-Percussions („Zombies überall“). Nach all den kleinen Geschichten über Gefühle, Spaß und Zeitvertreib steht zum Abschluss aber doch die Politik im Vordergrund: Beim Bonustrack „Gegen das Vergessen“, unterstützt von einer Vielzahl einschlägiger Hauptstadt-Combos (darunter NO EXIT, ABBRUCH und ALLTAGSDASEIN), wird der gegenwärtigen Stimmungsmache von AfD & Co. entgegengewirkt („Du und ich sind Menschen und kein Land“). So ist am Ende doch wieder für jeden etwas dabei. Und böse sein kann man SYSTEMO ja sowieso nicht.
Wertung: (6,5 / 10)