Knock Off (HK 1998)

knock-offDas comichafte Action-Spektakel „Double Team“ führte Tsui Hark 1997 nach Amerika. Ein Jahr später holte der Hongkong-Regisseur Jean-Claude Van Damme – den Hauptdarsteller seines US-Debüts – für ein zweites gemeinsames Projekt in seine Heimat. Jedoch fiel „Knock Off“ in der Gunst der meisten Van Dammes-Fans gnadenlos durch und wird gemeinhin als einer der schwächsten (Kino-)Filme des balgenden Belgiers gehandelt.

Dabei birgt der Streifen in seiner übermütigen Ideenfülle all jene Attribute, die das fernöstliche Kino so besonders machen. Stilistisch tobt sich Tsui Hark („Once upon a Time in China“) nach Belieben aus, experimentiert mit Kameraeinstellungen und vernachlässigt das Skript (immerhin von Steven E. de Souza, „Stirb langsam“) gegenüber der Action kontinuierlich. Eine löbliche Entscheidung, beherbergt dieses doch nur einen lächerlich naiven Konfektionsplot. In dessen turbulentem Epizentrum steht Van Damme schlagkräftig seinen Mann – mit sichtlichem Spaß an der Sache.

Hongkong 1997. Die Übergabe der ehemaligen Kronkolonie an China steht kurz bevor. Marcus Ray (Van Damme) ist erfolgreicher Verkaufsrepräsentant eines namhaften Jeansherstellers. Als dessen Vorgesetzte Karen (Lela Rochon, „An jedem verdammten Sonntag“) erfährt, dass illegal gefertigte Kopien der Markenjeans in Umlauf gebracht werden, hat sie zuerst Marcus und seinen Partner Tommy Hendricks (Rob Schneider, „Animal – Das Tier im Manne“) in Verdacht.

Doch schon bald kommt das ungleiche Gespann der Wahrheit auf die Spur: Die Hintermänner der Fälschungen versehen die Jeans mit Mikrobomben, um die tödliche Fracht unbemerkt außer Landes zu schaffen. Hilfe verspricht man sich vom CIA-Agenten Harry Johanson (Paul Sorvino, „Goodfellas“). Doch verfolgt dieser eigene Pläne. Im Kreuzfeuer der Gangster ereilt Marcus und Tommy unerwartete Hilfe von Seiten der Polizisten Ling Ho (Caman Lee, „The Odd One Dies“) und Han (Michael Wong, „Once a Thief“).

„Knock Off“ ist ein stargespickter Action-Kracher ohne Sinn und Verstand – dafür mit den typischen Ingredienzien des Hongkong-Kinos. In erster Linie bedeutet dies klamaukige Slapstick-Einlagen und spektakulär in Szene gesetzte Schusswechsel. Eine Verschnaufpause gönnt Tsui Hark dem Zuschauer kaum, schließlich wollen alle Extremitäten des Trashs in der knapp neunzigminütigen Laufzeit bedient werden. Ernst nimmt sich der Film nicht und glänzt – ebenso wie die haltlos überzogenen Darsteller – durch kindliche Freude an wüster Zerstörung.

Van Damme grient bei den humoristischen Einlagen noch debiler als üblich aus der Wäsche, wirkt neben dem erprobten Komödianten Rob Schneider allerdings sichtlich überfordert. Im Gegenzug hat der Euro-Export einige Schauwerte auf seiner Seite. Während einer Massenkeilerei beispielsweise nimmt es Van Damme in Hongkong-typischer Manier gleich mit Dutzenden von Gegnern auf. Da verzeiht man ihm glatt das dusselig flachwitzige Rikscharennen.

Gewagte Stunts, spektakuläre Shoot-Outs und viel Selbstironie sind der Stoff, aus dem in Asien Action-Träume gestrickt sind. Diesem Geist entsprechend ist „Knock Off“ eines der dämlichsten Van Damme-Vehikel – und gleichwohl eines der unterhaltsamsten. Für Trash- und Hongkong-Fans gleichermaßen Pflichtprogramm, für Van Damme-Puristen hingegen weit weniger ersprießlich.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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