„I’m on fucking vacation.“ – Urlauber im Dauerstress: John McClane
Immer wieder ist John McClane zur richtigen Zeit am falschen Ort. Oder zur falschen Zeit am richtigen Ort. Das geht nun schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert so. In dieser Zeit ist Bruce Willis, der McClane Durchbruch und Weltruhm verdankt, sichtlich gealtert. Gleiches gilt auch für seine Paraderolle. Nur ist die über die Jahre vom Underdog zur überlebensgroßen Actionmarionette verkommen. Der fünfte Teil der „Stirb langsam“-Reihe, „Ein guter Tag zum Sterben“, zeigt ihn, mehr noch als der bereits haltlos übertriebene Vorgänger von 2007, als Supermann in James Bond-Manier. Aufgrund des schwachen Skripts von Skip Woods („Das A-Team – Der Film“) will das aber bestenfalls bedingt funktionieren.
Natürlich ist der Plot im Genre des zelebrierten Krawumms kaum mehr als Mittel zum Zweck und dass die Logik mit Füßen getreten wird, ist integraler Baustein des Gesamtkonzeptes. Das Problem mit Willis‘ jüngstem Auftritt als unverwüstlicher New Yorker Cop John McClane ist jedoch, dass der von John Moore („Max Payne“) recht atemlos inszenierte Streifen übertriebener daherkommt als jedes Bond-Abenteuer und mit seiner Fülle an Handlungs- und Logiklöchern obendrein selbst den Intellekt der leidensfähigsten Zuschauerkreise beleidigt. Dabei entschädigt die spektakuläre Zerstörungsorgie mit Krach und Krawall zwar für manchen Aussetzer – nur eben längst nicht für alle.
Als McClane erfährt, dass sein von ihm entfremdeter Sohn Jack (Jai Courtney, „Jack Reacher“) in Moskau wegen Mordes der Prozess gemacht werden soll, reist er unverrichteter Dinge nach Russland. Doch muss er vor Ort eine gewaltige Überraschung erleben. Denn Jack steht in Diensten des CIA und soll den politischen Häftling Komarov (Sebastian Koch, „Unknown Identity“) außer Landes schaffen. Ehe sich John versieht, steckt er mitten in einem zunächst undurchsichtigen Komplott, bei dem es um Macht, Geld und waffenfähiges Plutonium geht. Wer da letztlich auf welcher Seite oder mehr noch den sich allmählich zusammenraufenden McClanes im Wege steht, ist dabei eindeutig Nebensache.
Dass der kaum aus dem Flugzeug gestiegene John während der halsbrecherischen (und verdammt aufwändigen) Verfolgungsjagd durch Moskau gleich den richtigen Weg kennt, um den von einem Panzerwagen bedrängten Jack beizustehen, mag man noch verzeihen. Dass aber eine kurze Überlandfahrt nach Chernobyl (!) führt, wo die Fieslingsfraktion schlussendlich einen Radioaktivitäts-Staubsauger (!!) zum Einsatz bringt und John am Helikopter baumelnd/durch Scheiben fliegend Unsterblichkeit beweist, ist der Überrealität dann aber doch zu viel. Das alles zieht Willis souverän durch, aber selbst die Einzeiler wirken unlustig und ebenso aufgesetzt wie die Familienversöhnung im Kugelhagel. Unterm Strich ist das mehr Stuss als Spaß. Ein guter Tag also, um einen besseren Film als diesen zu schauen.
Wertung: (5 / 10)