Der letzte schöne Tag (D 2011)

der-letzte-schoene-tagDer letzte schöne Tag ist einer wie jeder andere. Landschaftsarchitekt Lars Langhoff (Wotan Wilke Möhring, „Soul Kitchen“) ist in die Arbeit versunken, Teenager-Tochter Maike (Matilda Merkel) vertreibt sich mit einer Freundin die Zeit und der kleine Piet (Nick Julius Schuck) geht auf dem Bolzplatz auf Torejagd. Sie alle ruft Sybille (Julia Koschitz, „Doctor’s Diary“) auf dem Handy an. Es bleiben flüchtige Gespräche. An ihrer Stimme lässt nicht erahnen, dass sich die depressive Ehefrau und Mutter wenig später im Wald das Leben nehmen wird. Nach einer Nacht voller Sorge findet Lars erst am frühen Morgen ihren leblosen Körper.

Der für die ARD produzierte und mehrfach ausgezeichnete Film von Johannes Fabrick („Der kalte Himmel“) zeigt so unauf- wie eindringlich den Versuch einer Familie, mit ihrem Schmerz umzugehen. Der plötzliche Verlust reißt Lars und den Kindern den Boden unter den Füßen weg. Es folgt die Frage nach dem Warum. Hätte der Freitod verhindert werden können? Ratlosigkeit und Schuldgefühle machen sich breit. Der an Lars gerichtete Abschiedsbrief bringt keinen Aufschluss. Er unterstreicht nur, dass Sybille nicht mehr konnte und der Tod als einziger Ausweg blieb.

Ohne falsche Emotionalität wahrt Fabrick trotz aller Nähe zum Geschehen nüchterne Distanz zu den Figuren. Deren niederschmetternde Gemütslagen werden durch die hervorragenden Darstellerleistungen glaubhaft herausgearbeitet. Vor allem Wotan Wilke Möhring beweist eindrucksvoll, dass in ihm ein echter Charakterdarsteller steckt. Antworten versucht der Film dabei nicht zu finden. Zu groß ist die Leere. Doch in ihrer Schockstarre ist die Familie – darunter auch Lavinia Wilson („Allein“) als Lars‘ Schwester Ruth – um Zusammenhalt bemüht und versucht verzweifelt, ins alltägliche Leben zurückzufinden.

Antworten findet „Der letzte schöne Tag“ nicht. Wie könnte er auch? Mit dem willentlich beendeten Leben Sybilles stoßen auch die Lebensentwürfe der Hinterbliebenen an ihre Grenzen. Am Ende steht der Versuch, den Zustand zu akzeptieren. Mehr wäre auch fast zu viel in diesem ergreifenden Drama, das sich dem Thema Selbstmord behutsam nähert und die emotionalen Stadien der Angehörigen zwischen Trauer, Wut und Enttäuschung durchweg überzeugend auslotet. Sicher keine leichte Kost, aber als solche würde der glänzende TV-Film dem Thema auch kaum gerecht.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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