World War Z (USA 2013)

worldwarz„Mother Nature is a serial killer. She wants to get caught, she leaves bread crumbs, she leaves clues… Mother nature knows how to disguise her weakness as strength.“ – Andrew Fassbach, Virologe und letzte Hoffnung der (noch) Lebenden.

Über das Zombie-Genre braucht man eigentlich nicht viele Worte zu verlieren. Schließlich sind die wandelnden Toten seit geraumer Zeit wieder extrem en vogue. Doch haben die nimmersatten Kadaver seit ihrem ersten Erscheinen auf der großen Leinwand – immerhin vor fast 100 Jahren! – eine enorme Transformation in Sachen Habitus und Hexis durchlaufen. Waren sie in „I Walked with a Zombie“ (1943) noch statische Sklaven okkulter Mächte, setzte sie George A. Romero in seinen bahnbrechenden Splatter-Allegorien (beginnend mit „Night of the Living Dead“, 1968) als Spiegelbild einer entrückten Gesellschaft ein. Am Anspruch (oder im Sinne der meisten Ergüsse zum Thema dessen Ermangelung) hat sich bis heute wenig geändert, wie auch die TV-Sensation „The Walking Dead“ beweist.

Ihren Ursprung hat die letztgenannte Reihe in Robert Kirkmans superber gleichnamiger Comic-Saga. Neben der steht auch Max Brooks‘ grandioser Roman „World War Z – An Oral History of the Zombie War“ (der hierzulande „elegant“ in „Operation Zombie – Wer früher stirbt, ist länger tot“ umbennant wurde) für die Entwicklung des Zombie-Mythos außerhalb der Filmwirtschaft. So war eine Verfilmung des Buches nur noch eine Frage der Zeit. Kein geringer als Hollywood-Megastar Brad Pitt sicherte sich die Rechte an Brooks´ Pseudo-Tatsachenbericht über die Zombiekalypse, dabei natürlich auch die Chance nutzend, sich die Hauptrolle einzuverleiben. Mit der Vorlage teilt sich Marc Forsters („Ein Quantum Trost“) Verfilmung allerdings nur noch den Titel, kommt diese doch eher wie ein Prequel zur Romangeschichte bzw. den Romangeschichten daher.

In der Zelluloidversion wird Gerry Lane (Brad Pitt) samt Frau und zweier Töchter gleich zu Beginn, während des Berufsverkehrs, Zeuge des Anfangs vom Ende der menschlichen Zivilisation. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit als UNO-Ermittler setzt sein ehemaliger Boss Thierry Umutoni (Fana Mokoena, „Hotel Ruanda“) alle Hebel in Bewegung, um ihn aus der Untoten-Hölle herauszuholen. Gerry findet allerdings schnell heraus, dass dies keineswegs (nur) aus reiner kollegialer Freundschaft erfolgte, soll er doch ein Team unter dem jungen Virologen-Wunderkind Andrew Fassbach (Elyes Gabel, „Welcome to the Punch“) nach Südkorea begleiten. Dort hofft man Patient-Zero ausfindig machen zu können, um schnellstmöglich Erfolge bei der Entwicklung eines Serums gegen die „Zombie-Tollwut“ zu verzeichnen.

Die abenteuerliche wie extrem gefährliche Reise bringt Gerry auch nach Jerusalem und Wales, bevor es zum Wendepunkt im Zombie-Weltkrieg kommen darf. Der Roman ist etwa zehn Jahre nach dem offiziellen Ende des Krieges angesiedelt und rekonstruiert die Ereignisse aus der Sicht interviewter Überlebender. Diesen sehr interessanten Ansatz, der als TV-Event sicher bestens funktionieren könnte, im Kino aber locker konventionelle Rahmen sprengen würde, lässt Forster komplett außen vor. Stattdessen konzentriert er sich auf die Kollision eines einzelnen Mannes mit einem scheinbar unbesiegbaren Feind. Dieser Feldzug wird sehr dynamisch und mit beklemmenden Szenen von Massenpanik und Zombieansturm in Szene gesetzt. Vor allem an diesen Stellen wird das gigantische Budget (geschätzt etwa 200 Mio. US-Dollar) deutlich.

Durch das konstant angezogene Tempo (auch das der Zombies) und die optische Überzeugungskraft werden die offensichtlichen Schwächen des Films, allen voran eindimensionale Figuren oder Gerrys schier unglaubliches Glück, brenzligen Situation stets zu entrinnen, professionell kaschiert. Allerdings gibt es in der Jerusalem-Episode eine fast unverzeihliche Skript-Dämlichkeit zu verzeichnen, wenn die Bewohner der Stadt ein fröhliches Liedchen anstimmen, obwohl allseits bekannt ist, dass die Zombies von jeglicher Geräusch-Kulisse angelockt werden. Doch die groß angelegte Actionszene muss ja irgendwie in die Wege geleitet werden. Obwohl im Vorfeld in den Medien von katastrophalen Zuständen am Set berichtet wurde (Neudreh des Schlusses, Personalwechsel, das angebliche Zerwürfnis von Forster und Pitt), ist letzten Endes aber ein überraschend kohärentes Werk entstanden.

Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass „World War Z“ gänzlich ohne den typisch amerikanischen Hurra-Patriotismus auskommt. Gemessen an den immensen Kosten schien früh klar, dass der Zombie-Actioner in der Gewaltdarstellung gnadenlos gezügelt sein würde. Als Horrorfilm, in dem Milliarden Menschen zu blutrünstigen Bestien mutieren und gnadenlos Jagd auf die Nicht-Infizierten machen, wirkt das irgendwie grotesk. Sollte der erste Zombie-Weltkrieg genug Geld in die Kassen spülen, wird der Kampf gewiss fortgesetzt. Ausreichend Potenzial ist allemal gegeben – so etwa die Schlacht um Moskau, die im Film zwar kurz angeschnitten wird und Inhalt des eigentlichen Showdowns darstellte, aber wohl nicht zum Tenor des Gesamtwerks gepasst hat. Aber wie sagt doch Pitts Gerry in Yoda-Manier am Schluss: „Wenn ihr kämpfen könnt, dann kämpft. Seid auf alles vorbereitet. Der Krieg hat erst begonnen.“

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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