Wenn den Kreativen Hollywoods nichts mehr einfällt, werden Fortsetzungen produziert. Oder Reboots, also Neuankurbelungen klassischer Formeln und Franchises. Das kann wunderbar funktionieren, so wie bei „Mad Max“, oder – wie im Falle der „Teenage Mutant Ninja Turtles“ – fürchterlich in die Hose gehen. Dass die Show in Hollywood um jeden Preis weitergehen muss, zeigt auch „Terminator Genisys“. Die Ankündigung eines neuen Kapitels der Science-Fiction-Saga rief bei vielen Fans eher gemischte Gefühle hervor. Daran änderte auch die Rückkehr von „Gouvernator“ Arnold Schwarzenegger als emotionsloser Kampfroboter nichts. Der alternde Action-Recke macht jedoch eine gewohnt gute (und wiederum angenehm ironische) Figur. Woran es im Gegenzug mangelt, sind schlüssige Dialoge. Denn das Skript, u.a. verfasst von „Drive Angry“-Regisseur Patrick Lussier, bietet streckenweise mehr Trash-Appeal auf, als es Film und apokalyptischer Vorsehung gut täte.
Doch zwingend nachvollziehbar war der Verlauf des Kampfes Mensch gegen Maschine von Beginn an nicht. Genau den erzählt Regisseur Alan Taylor („Thor – The Dark Kingdom“) mit gelungenem Nachbau von James Camerons Original einfach neu. Dabei steht zu Beginn wieder der Blick in die bekannt düstere – und mittlerweile nicht mehr allzu weit entfernte – Zukunft. In der strebt das autonome Computernetzwerk Skynet die Vernichtung der Menschheit an. Das klappt so lange, bis John Connor (Jason Clarke, „Planet der Affen: Revolution“) als Revolutionsführer zum Sinnbild von Widerstand und Hoffnung wird. Als ihm ein entscheidender Schlag gegen Skynet gelingt, schickt das System einen menschlich anmutenden Terminator (genauer eine CGI-Kopie des jungen Schwarzenegger) durch die Zeit ins Jahr 1984. Das bekannte Ziel es, Johns Mutter Sarah (hier gespielt von „Game of Thrones“-Drachenmutter Emilia Clarke) zu töten, bevor sie ihn zur Welt bringen kann.
Also sendet er den Getreuen Kyle Reese (Jai Courtney, „Stirb langsam – Ein guter Tag zu sterben“) als Retter in der Not hinterher. Doch diesmal kommt alles anders. Denn als der T-800 in einer blauen Lichtkugel in Los Angeles landet und drei Punks um ihre Klamotten bringen will, taucht eine sichtlich gealterte Version seiner selbst (also wieder Schwarzenegger, diesmal der echte) auf und bringt ihn mit Hilfe von Sarah zur Strecke. Die ist – sehr zu Reeses Verblüffung – durch ein vereiteltes Attentat in ihrer Kindheit in den Zukunftsverlauf eingeweiht und dank ihres künstlichen Beschützers längst im Umgang mit schweren Waffen geschult. Die einzige Überraschung ist das aber beileibe nicht. Denn Reese muss nach seiner Ankunft unliebsame Bekanntschaft mit dem aus flüssigem Metall bestehenden T-1000 machen (ein sehenswerter Nachfolger für Robert Patrick: Byung-hun Lee, „R.E.D. 2“).
Zwar kann dieser in eine lang vorbereitete Falle gelockt werden, Reeses Erinnerungen an eine nie erlebte Kindheit datieren den zu verhindernden „Tag der Abrechnung“ aber ins Jahr 2017 und nicht wie eigentlich gedacht auf 1997. Also folgt die nächste Zeitreise, die praktischerweise gleich angegangen werden kann, da Arnies rüstiger Roboter die erforderliche Maschine bereits konstruiert hat. Die Begründung für die mögliche Alterung des T-800 ist so simpel wie hanebüchen, fügt sich aber leichter Hand ins Gesamtbild eines Filmes ein, der erforderliche Plot-Wendungen mit konfusen technischen Ausführungen rechtfertigt. Aber „Terminator Genisys“ macht ungeachtet seiner phasenweise kaum nachvollziehbaren und im Gesamtkontext der Reihe zudem wenig sinnhaften Handlung Laune. Das liegt neben jugendfreier Action am stattlichen Tempo. Doof wird es immer dann, wenn ein wenig Ruhe einkehrt und Sarah und ihre Männer mit dem Schicksal hadern oder über Minuten schweigend Patronen in Magazine füllen.
Seine stärksten Momente hat der Film in der liebevollen Variierung bekannter Elemente aus den wegweisenden ersten beiden Teilen. Jedoch hebt sich die Geschichte der vierten Fortsetzung in ihrem Verlauf bald deutlich von diesen ab. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es in 2017 plötzlich das (gegen moderne Vernetzungstrends sprechende) Computerprogramm Genisys, hinter dem sich eigentlich Skynet verbirgt und das mit Hilfe des von den Maschinen umfunktionierten und ebenfalls durch die Zeit geschickten John die Allmacht anstrebt. Nach dem wieso und weshalb fragt man besser nicht und ergötzt sich lieber an den gut getricksten Scharmützeln und Verfolgungsjagden. Die sind zwar nicht durchweg gelungen, wie das haltlos übertriebene Duell der Hubschrauber zeigt, hält den Geist aber doch in der Hauptsache davon ab, die Handlung zu hinterfragen. Dabei hilft neben den herrlich debilen Grinseversuchen des T-800 Oscar-Preisträger J.K. Simmons („Whiplash“), der in einer sympathisch zweckfreien Nebenrolle der Vermutung nachjagt, Maschinenmenschen könnten unsere Zukunft bestimmen. Aber wer würde schon auf eine solch absurde Idee kommen?
Wertung: (6 / 10)