Run, Melos! – You Win Again, Gravity! (2017, DIY)

Zum Auftakt des Jahres 2017 konnten es RUN, MELOS! kaum erwarten. Ihre dritte EP, „Nostalgia Is So Last Year“, stand praktisch in den Startlöchern. Doch als kleines Bonbon präsentierten die Hannoveraner DIY-Pop-Punks vorab eine Auswahl neu eingespielter Demos ihrer frühen Tage. Oder besser: früheren Tage. Dabei offenbart bereits der Titel, „You Win Again, Gravity“, den schier endlosen Referenzfundus von „Futurama“. Ganz zu schweigen vom finalen Bonus-Song „I’ll Be in the Angrydome“.

Dem stehen drei Neuinterpretationen voran, die teils von deutlicher Nähe zum Emo künden. Der gediegene, dezent tempoarme Opener „Wedding Song“ erinnert instrumental an KEEPSAKE zu „The End of Sound“-Zeiten. Nur eben mit männlich/weiblichem Wechselgesang. Der sollte sich allerdings bald erledigt haben. Denn noch vor dem Release von „Nostalgia Is So Last Year“ begaben sich RUN, MELOS! auf die Suche nach einer neuen „Frontperson“. Dass deren Abschluss letztlich die Kategorie-Zuordnung „Female Fronted“ erlaubte, macht die B-Seiten-EP nur umso mehr zum Zeugnis des ursprünglichen Soundfindungsprozesses.

„Take That, Gary Barlow“ ist nicht allein der Überschrift wegen ein Knaller, sondern bietet auch formal beschwingte Rhythmik und stimmlichen Einsatz – ab diesem Punkt der EP rein weiblich –, der Lust auf mehr macht. Kurzum: der beste Beitrag des Track-Quartetts. „Fade Into Bolivian“ nimmt das Tempo wieder zurück, kann die Qualität der vorangegangenen Nummer jedoch nicht erreichen. Der bereits erwähnte Abschluss „I’ll Be in the Angrydome“ wurde von der Band selbst als das schlimmste Stück Musik ihrer Geschichte verortet. Oder so ähnlich. Tatsächlich bietet der Song eher alternativen Tiefton-Rock – und damit durchaus willkommenes Kontrastprogramm.   

Um RUN, MELOS! hier allerdings zu widersprechen: Der Song ist keineswegs misslungen. Für den Verfasser dieser Zeilen bedeutet er obendrein eine wohlige Zeitreise in die ausgehenden Neunziger, als lokale Bands am Rhein US-Vorbildern nacheiferten und mit mehr Herzblut als professioneller Ader bewiesen, welch tragende Säule der DIY für die musikalische Subkultur ausmacht. Auf die sympathischen Urheber des vorliegenden (Demo-)Werks bezogen lässt sich abschließend passenderweise Rufus aus „Bill & Ted’s Excellent Adventure“ zitieren: „They do get better“. Wer sich davon überzeugen mag, findet diese und weitere kreative Ertüchtigungen der Niedersachsen auf deren Bandcamp-Profil.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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