Die RICHIES (früher THE RICHIES) sind deutsches Kulturgut, ein Wahrzeichen in Sachen Punk-Rock. Oder Pop-Punk. Oder Surf-Punk. Oder was auch immer. Fakt ist: Das Duisburger Trio ist… lange abstinent gewesen. Satte 23 Jahre. Ohne neue Musik. Doch die Zeit des Wartens (oder des Vergessens) hat ein Ende. Denn mit „Autumn Fall“ stellt das Ruhrpott-Dreigestirn nicht allein den lang ersehnten Nachfolger zu „Why Lie? Need a Beer“ (1996) vor, sondern komplettiert auch den mit „Winter Wonderland“ (1990), „Spring Surprise“ (1991) und „Pet Summer“ (1993) begonnenen Zyklus.
Umso bezeichnender erscheint, dass die Jungs (oder besser: Herren) im „The Three Richies“ betitelten Opener ihres neuen Werks auf Wagners „Vier Jahreszeiten“ zurückgreifen und diesen lässig mit Punk vermengen. Ansonsten hat sich am Sound des noch immer in Originalbesetzung zu Werke gehenden Klassikers nichts geändert: Drei-Akkorde-Pop-Punk in traditioneller RAMONES-Manier trifft auf Surf-Attribute, die auch das Schaffen von ähnlich gearteten Bands wie THE QUEERS geprägt haben. Mit dem Unterschied, dass dem Gesang der RICHIES die Herkunft der Urheber deutlich anzumerken ist.
Bisweilen scheint es jedoch so, als würden sie den markanten Akzent kalkuliert verstärken. Quasi als Wasserzeichen. Auf die Qualität der oft ironischen, bisweilen zügellos albernen und noch immer herrlich bierseligen 16 Songs nimmt das allerdings keinen nennenswerten Einfluss. Flotte RAMONES-Tribute wie „Different Worlds“ oder „Without You 2“ treffen auf zügellos verspielte Hits, an deren Spitze zweifelsfrei das anfänglich gen Stadion-Rock driftende, bereits dem Titel nach bemerkenswerte und obendrein Michael Jacksons „Beat It“ zitierende „If Life Is Just a Bottle of Beer, I’m Just a Single Molecule of a Fart“ steht.
Aber auch „In Our Wildest Days“, „Looking for Love“, „Like Alyssa Milano“, „I Don’t Know“ oder „A Journey Down the Rhine“ mehren den Spaßgehalt spürbar. Dass die RICHIES überdies die Festtags-Stücke „A Beerdrinker’s Christmas“ und „A Surfer’s Christmas“ einschieben und das Niveau zum Abschluss mit „In Tits We Trust“ sowie dem von pornösem Frauengestöhne überlagerten „Oh My God“ kalkuliert gen Teppichkante verschieben, spricht in Summe einfach für die zügellose Bandbreite der Punk-Veteranen. Kurzum: eine große Party und ein klasse Comeback!
Wertung: (7,5 / 10)