Der deutschsprachige Punk-Rock hat viele Gesichter. Mal gibt er sich roh und wütend, mal ist er in sich gekehrt und manchmal einfach nur albern. Bei BLENDEN und ihrem jüngsten Werk „In den Wirren einer Nacht“ wird diese Vielseitigkeit einnehmend abgebildet. Wenn auch ohne Albernheit. Dafür aber mit einer nachdenklichen Ader, die das wütende Moment, das dem Punk zwangsläufig innewohnt, oftmals überschattet.
Die Klammer der 13 Songs bilden der eröffnende Titeltrack und das programmatisch „Abschied“ benannte Schlusskapitel. Beide Stücke geben sich instrumental reduziert, wobei der eine von Akkordeon- und der andere von Klavierklängen geprägt ist. In ihnen schlägt sich auch die dezent poppige Ader der Kölner wieder, die das punkig rockige – oder eben das rockig punkige – Treiben beständig abrundet.
Am wenigsten ist das bei der ersten Single „Konflikt“ spürbar, die noch am ehesten für die vorangestellt angeführte Wut steht. Nicht umsonst, schließlich stehen die Ratten gegenwärtig in erschreckend großer Zahl vor den Türen. Allerdings ist der Quasi-Referenzhit der Platte nicht stellvertretend für den Charakter von „In den Wirren einer Nacht“. Denn das Gros der nachfolgenden Nummern erzählt, von zarter Melancholie umweht, kleine Geschichten zwischen Befindlichkeit und Sehnsucht.
Das führt bei „Cancun“, „Jetzt oder nie“ oder „Präsent sein“ zu weiteren stattlichen Knallern. Allerdings muss BLENDEN trotz melodisch breitgefächerter Gefälligkeit attestiert werden, dass ihre Mischung aus ENGST und den KAFKAS bisweilen doch etwas auf der Stelle tritt. Dazu nisten sich Beiträge wie „Weiterziehen“ zu offenkundig im rockigen Schunkel-Duktus der TOTEN HOSEN & Co. ein. Schlecht finden muss man das nicht. Bisweilen vielleicht ein wenig reibungsfrei. Der Ecken und Kanten bleiben schlussendlich aber genug, um die hörenswerte Scheibe sicher ins Ziel zu tragen.
Wertung: (7 / 10)