Zwei Jahre, nachdem unter tatkräftiger Hilfe deutscher Investoren der Videospiele-Hit „Resident Evil“ seine Leinwandgeburt feierte und zumindest in kommerzieller Hinsicht zufrieden stellte, gibt es nun Teil zwei der Geschichte auf DVD und Video zu sehen. Bei dem ist vieles anders, darüber aber nicht zwingend besser gemacht worden. Die Handlung setzt genau dort ein, wo das Original endete und Racoon City wird von einer nicht enden wollenden Zombie-Welle überflutet. Die Stadt wird von den Übeltätern der Umbrella Corporation kurzum hermetisch abgeriegelt und für die eingeschlossenen und größtenteils infizierten Bewohner gibt es kein Morgen mehr. Unter den letzten Überlebenden befindet sich auch Ex-Umbrella Agentin Jill Valentine (Sienna Guillory), die sich bemüht, dem Schlamassel mit einem befreundeten Polizisten und einer nervigen Reporterin zu entkommen.
Währenddessen wacht Alice (Milla Jovovich) im Krankenhaus aus ihrem Tiefschlaf auf, motzt ihr persönliches Waffenarsenal in der verlassenen Stadt gehörig auf und stößt über kurz oder lang auch auf Jill und Konsorten. Gemeinsam wollen sie der Stadt den Rücken kehren. Dafür bleibt ihnen jedoch nicht viel Zeit, denn Umbrella plant bereits den Bombenabwurf über der Stadt, um die dortigen Geschehnisse vertuschen zu können. Der einzige Weg in die Freiheit geht jedoch nicht ohne einen hohen Umbrella-Wissenschaftler, dessen Tochter noch in der Stadt eingeschlossen ist und die von der Gruppe zu ihrem Erzeuger zurückgebracht werden soll. Doch nicht nur Zombies stellen sich ihnen in den Weg. Denn Umbrella hat auch ihre neueste Waffe „Nemesis“ in der Stadt ausgesetzt, um sie dort für den Ernstfall zu testen.
Nachdem Paul Anderson den ersten Teil in den Sand setzte und danach fleißig die Gräber für den Predator und ein allzu bekanntes Alien aushob, wurde der Regiestuhl nun Alexander Witt übergeben. Der scheint zumindest bemüht, die düstere Atmosphäre der Spiele-Serie auch auf die Leinwand zu übertragen. Dies gelingt meist auch ganz ansehnlich, denn „Resident Evil: Apocalypse“ spielt sich vornehmlich im Dunkeln ab. Dabei wechselt der Filmemacher allerdings die Locations, die seine Helden und Monster durchqueren müssen, ähnlich oft, wie bereits bei Andersons Versuch. Auch hier wird in bester Level-Manier Parcours für Parcours von allen Schädlingen gesäubert, die aus den Spielen bekannten Monster (Zombie, Licker, Nemesis, Hund) werden auch hier schön der Reihe nach aufgetischt, um auch ja nicht den Überblick zu verlieren. Die Auswahl der „Spielorte“ wird dabei auf das übliche beschränkt (Friedhof, Schule, Kirche) und bietet auch in diesem Punkt nicht zwingend neues.
Hatte der erste Teil noch etliche Längen und wirkte wie eine Anbiederung an all jene, die zu jung waren, um die Spiele offiziell erwerben zu können, so versucht Witt genau das Gegenteil. Unmengen von Zombies und sonstigem Zeug schickt er in die Schlacht gegen die letzten Überlebenden in Raccon City. Dabei verliert er aber doch das ein oder andere mal den Überblick und spätestens nach zwanzig Minuten geht ihm mit dem Auftauchen der Kampfamazone Milla Jovovich („Das fünfte Element“) auch schon die Puste aus. Die Action und auch Effekte sind solide und auch um einiges aufwendiger als es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen war. Doch übertreibt es Witt das ein oder andere mal zu sehr, was vor allem in den Action-Sequenzen von Jovovich der Fall ist. Nahezu stümperhaft ist hingegen das Drehbuch, das sich mehr Mängel wie aufkommende Fragen wohl nicht hätte leisten können und gerade die Handlungen der Akteure nur schwer nachzuvollziehen sind.
Witt lässt seine Jill Valentine alias Sienna Guillory („Time Machine“) beispielsweise lediglich knapp bekleidet durch die kalte Umgebung ziehen und auch Milla Jovovich könnte in ihrer Verkleidung gut als Nummerngirl herhalten. Auf einem Friedhof gibt es eine muntere Keilerei mit einer Menge Zombies, denen die beiden toughen Damen aber nicht mit Feuerkraft gegenüber treten, sondern reihenweise deren Genicke (!) brechen. Lästig ist auch der schwarze Sidekick, der immer den falschen Spruch auf den Lippen hat und mit solch herzerfrischenden Sätzen wie „Motherfucker bitte, ich hab auch Spielzeug dabei!“ glänzen darf. Doch auch der Rest der gänzlich talentfreien – im Falle von Jovovich zudem noch lächerlich synchronisierten – Darstellerriege hält konstant unterstes Niveau und darf reihenweise Dialoge zum munteren Schenkelklopfen von sich geben.
Doch ist „Resident Evil: Apocalypse“ auch nicht ganz die nach Teil eins zu erwartende Gurke geworden. Ob sich das permanente Kopfschütteln aufgrund immer neuer Abstrusitäten in den neunzig Minuten nun negativ auf den Unterhaltungswert auswirkt, muss der Zuschauer je nach Gusto selbst entscheiden. Den Streifen kann man sich schon anschauen, aber wie man einen modernen Zombiefilm machen sollte, das wurde mit der Neuauflage von „Dawn of the Dead“ unter Beweis gestellt. Von der fehlenden Jugendfreigabe sollte man sich nicht täuschen lassen, denn Splatter-Einlagen u.ä. darf man als Zuschauer hier nicht erwarten. Ein dritter Teil wird sicherlich kommen, so viel verrät das Ende. Doch ob diesen irgendjemand braucht, darf schon jetzt gehörig bezweifelt werden.
Wertung: (4 / 10)