Renegade (I 1987)

Am besten waren Bud Spencer und Terence Hill immer dann, wenn sie gemeinsam vor der Kamera agierten. Doch bedeutet das mitnichten, die Solo-Auftritte der beiden hätten keine bleibenden Eindrücke hinterlassen. Man muss eben nur die Spreu vom Weizen trennen können. Im Falle von Hill, der mit bürgerlichem Namen Mario Girotti heißt, können Filme wie „Keiner haut wie Don Camillo“ (1983) oder auch „Lucky Luke“ (1991) weitgehend achtlos übergangen werden. Im Gegenzug jedoch ist „Mein Name ist Nobody“ (1973) ein waschechter Klassiker. Zu den besseren Alleingängen des charmanten Blauauges darf auch „Renegade“ gezählt werden, in dem Hill auf endlosen US-amerikanischen Highways einmal mehr das gerissene Schlitzohr gibt.

Das klingt zunächst einmal wenig originell. Wie der deutsche Untertitel: „Terence Hill und der faulste Gaul der Welt“. Ist es streng genommen auch nicht. Doch der bewährte Enzo Barboni, der unter dem Pseudonym E.B. Clucher u. a. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970) und „Zwei außer Rand und Band“ (1977) fertigte, setzt deutlich weniger auf Klamauk, als zu erwarten wäre, und bringt gar zart melancholische Untertöne mit ein. Dazu passt das Setting, das in weiten Teilen auf den Kontrast zwischen staubigen Asphalt- und anmutigen Hinterland-Panoramen setzt. Der Plot, der sich Elemente von Klassikern wie dem erwähnten „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ borgt, bleibt simpel und ist in episodischer Manier vorrangig darauf ausgelegt, den von Hill verkörperten, cleveren Lebenskünstler Luke vor diese oder jene handfeste Herausforderung zu stellen.

Zu Beginn streift er mit seinem Jeep – und dem im passend verzierten Anhänger weilenden Pferd Joe Brown – ziellos durch Arizona. Über Wasser hält sich das Gespann mit Gaunereien, die vorrangig darauf abzielen, dass Joe Brown nach fingierten Verkäufen schnurstracks zu Luke zurückkehrt. Eine einschneidende Veränderung tritt ein, als Luke von seinem im Knast sitzenden Freund Moose (Norman Bowler) genötigt wird, sich dessen vorlautem Teenagersohn Matt (Terence Hills 1990 bei einem Autounfall ums Leben gekommener Adoptivsohn Ross) anzunehmen. Mehr noch soll Luke mit ihm ein beim Glücksspiel gewonnenes Stück Land im idyllischen Nirgendwo besiedeln. Was einfach klingt, wird durch rabiate Trucker, eine Motorrad-Gang und die Killer des zwielichtigen Hintermannes Lawson (Robert Vaughn, „Die glorreichen Sieben“) zur echten Bewährungsprobe.

Der stattliche Unterhaltungswert egalisiert die im Grunde schwachbrüstige Erzählung mit sympathischer Leichtigkeit. Dass sich Matt und Luke erst zusammenraufen müssen, ist absehbarer Teil des Grundkonzepts. Der Rest ist eine lose verklebte Motivsammlung zwischen Roadmovie und Gauner-Komödie, zu der u. a. „Lynyrd Skynyrd“ stimmungsvoll rockige Sounds liefern. Action und Hills markanter Fausteinsatz bleiben dosiert, mit Ankunft beim malerisch abgeschiedenen Blockhaus kehrt gar Gemütlichkeit ein. Die frommen Nachbarn helfen, wo sie können, und zeigen auch beherzten Einsatz, als die Hütte visuell ansprechend in die Luft gesprengt wird. Unter dem Strich ist „Renegade“ wahrlich kein herausragendes Werk. Als abenteuerliche Posse mit gewohnt sympathischem Hauptdarsteller erfüllt der Streifen den intendierten Zweck harmloser Kurzweil aber ohne jeden Zweifel.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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