Bereits mit „Sound of the Republic“ unterstrichen RAISED FIST, dass mehr in ihnen steckt als die unbedingte Auslebung musikalischer In-die-Fresse-Mentalitäten. Plötzlich war da ein punktiertes Innehalten, das die Hörerschaft melodisch mitnahm, bevor wieder der Hammer kreiste. Der Nachfolger „Veil of Ignorance“ scheint dem klassischen Gebolze zunächst die Treue zu halten. Das eröffnende „Friends and Traitors“ gibt sich kompromisslos. Satter Groove, Metal-Anleihen und Mid-Tempo-Hardcore ohne jeden Weichzeichner. Selbiges gilt auch für das hübsch altmodisch geschmetterte „They Can’t Keep Us Down“ (oder artverwandt „Afraid“ und „Never Negotiate“). Hier und da werden die Rhythmen punkiger ausgelegt, ansonsten aber ist alles beim Alten.
Das gilt insbesondere für das streng gleichklingende Geschrei von Alexander „Alle“ Hagman. Doch mit „Wounds“ kehrt der Wandel ein. Mehr Melodie, weniger Aggressivität. Für die Verhältnisse von RAISED FIST wirkt das fast zart. Dank Post-Hardcore-Appeal nur eben nicht zahm. Der Abwechslungsbereitschaft ist damit aber keineswegs Genüge getan. „Slipping Into Coma“ mutet in seiner instrumentalen Reduzierung fast experimentell an und die betont eingängigen, fast poppigen Refrains von „My Last Day“ und „Words and Phrases“ bringen eine Abwechslung mit sich, die den Schweden in dieser Form früher nicht zuzutrauen war. Gerade aufgrund dieses dezenten Mutes zur Veränderung aber ist ihr fünfter Langspieler eine klare Empfehlung – und das auch, wenn längst nicht jeder Song das Zeug zum Hit hat.
Wertung: (7,5 / 10)