Emscherkurve 77 – Buch des Lebens (2015, Sunny Bastards/Soulfood)

emscherkurve-77-buch-des-lebensDie Oberhausener EMSCHERKURVE 77 steht für Punk-Rock. Nicht für den derzeit so angesagten Deutsch-Rock, mit dem sich Hallen füllen und Charts erobern lassen. Diese eindeutige Positionierung wirkt grundlegend sympathisch – und lässt politisch keinerlei Zweifel aufkommen. Eine politische Band allerdings waren sie nie. Sicher, Seitenhiebe und Kommentare gab es immer, im Vordergrund stand aber stets – neben der unbedingten Unterstützung von Rot-Weiß Oberhausen – der Spaß am Leben. Auf ihrem sechsten Album „Buch des Lebens“ kehrt dazu ein Hauch von Wehmut ein. Jünger werden auch diese Ruhrpott-Punks nicht. Die Zeit scheint also reif für ein wenig reflexive Rückbesinnung.

Das gilt vor allem für „Damals“, in dem die Früher-war-alles-besser-Mentalität in den Mittelpunkt rückt. Doch insgesamt ist EMSCHERKURVE 77 eine lebensfrohe Bande, die das „Buch des Lebens“ nicht aufschlägt, um neunmalkluges Gewäsch abzusondern. Gründe zum Feiern gibt es genug und „König Punk-Rock“ will nun mal gebührend hofiert werden. Dazu zündet der Fünfer die im Blut befindliche „Punkrockrakete“ oder schaltet mit angemessener Rasanz „Von Null auf Hundert“. Angepisst – und musikalisch entsprechend ruppig – geht es hingegen bei „Jetzt wieder rechts“ zu, das den Deutsch-Rock ins Visier nimmt, dem gegen Szenepolizei und Online-Besserwisser gerichtete „Dreck und Lügen“ und „Harte Jungs“.

Auch einem Altstar wird wieder Tribut gezollt – hier ist es der verstorbene Kult-Komiker Diether Krebs. Aus dem Rahmen fällt „Cafe au Lait“, das sich den Schlager einverleibt und auf Schunkel-Punk pocht. Die 14 Kapitel des „Buches des Lebens“ bieten Gassenhauer, Straßen-Rotz und jede Menge hymnischer Mitgrölparts. Das Rad wird damit sicher nicht neu erfunden, aber die Hitausbeute ist amtlich und die Leidenschaft bleibt beständig spürbar. Und das Herz haben die Jungs sowieso am rechten, pardon richtigen Fleck.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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