Primetime Failure – Memory Lane (2019, Uncle M/Crystalmeth & Heartattack/Shield Recordings/Hectic Society Records)

Bei kommerzorientierten Musikern ist es schieres Kalkül: Die im besten Sinne simple, betont eingängige Rückbesinnung auf einen Sound, mehr noch ein Lebensgefühl, das die anvisierte Zielgruppe in ihrer Entwicklung maßgeblich geprägt hat. Im kreativen Untergrund ist das anders. Hier bleibt das retrospektive Pochen auf die Blütezeit dieser oder jener Genre-Ausprägung häufig dem sympathischen Umstand unterworfen, dass die verantwortlichen Werkschöpfer schlichtweg keine andere Spielart beherrschen.

Bei PRIMETIME FAILURE strebt ein weiteres, deutlich erheblicheres Kriterium ins Zentrum: die Liebe. Es ist die jederzeit spürbare Hingabe, mit der die Bielefelder dem klassischen 90’s-Skate-Punk Tribut zollen und ihn nach eigenem Gusto interpretieren. Ihre strukturell überschaubar anspruchsvollen Songs werden damit zu einem echten Vergnügen. Das war auf ihrer Debüt-EP „Home“ (2017) so und setzt sich auf dem Nachfolger „Memory Lane“ nahtlos fort. Allerdings wäre das zu kurz gegriffen. Denn mit den acht neuen Stücken legen die Jungs noch einmal eine beachtliche Schippe Spielfreude und Begeisterungsfähigkeit drauf.

Mit hohem Tempo, traditionsbewussten OhOhOh-Chören, trefflichen Singalongs und einnehmendem Melodienreichtum reiht das Quartett einen Hit an den nächsten. Nummern wie „All Hope is Gone“, „Apologies, I Have Some“, der Titeltrack, „Bricking the Lord“ oder „Brad“ fräsen sich unverzüglich in die Gehörgänge – und schicken sich unzweifelhaft an, ihre durchschlagende Wirkung zu bewahren. Genau da liegt das (unbeabsichtigt) perfide Moment von „Memory Lane“: Ob des wiederum überschaubaren Umfangs der Scheibe lassen PRIMETIME FAILURE ihre Hörerschaft abermals mit einem Hunger nach mehr zurück. In diesem Sinne: Lasst es euch munden!       

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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