„Nimm dich in Acht vor dem Menschen, denn er ist des Teufels Verbündeter. Er allein unter Gottes Primaten tötet aus Sport, aus Lust oder Gier. Ja, er wird seinen Bruder morden, um seines Bruders Land zu besitzen.“ – aus der Glaubenslehre der Affen
„Planet der Affen“ endet mit einer der eindringlichsten Szenen der Filmgeschichte: Nachdem der gestrandete Raumfahrer Taylor (Charlton Heston, „Die zehn Gebote“) einer Gesellschaft sprechender Primaten entkommen ist, stößt er in der „Verbotenen Zone“ dieser fremdartigen Welt auf die Überreste der Freiheitsstatue. Entsetzt sinkt er zu Boden und beginnt zu klagen. „Ich verfluche euch. Ich verfluche euch alle.“ Die Verfluchten sind wir, die modernen Menschen, die den Planeten Erde zerstörten, auf dass er in einer fernen Zukunft von militanten Affen beherrscht wird.
Bei seiner Produktion stellte das klassische Science-Fiction-Opus die Macher vor große Herausforderungen. Besondere Mühe bereiteten die Masken, die die Schreckensvision unter keinen Umständen durch Lächerlichkeit konterkarieren durften. Durch das Zutun von John Chambers („Blade Runner“) gelang das gewagte Experiment, setzte ferner Maßstäbe in Sachen Make Up. Eine weitere Prämisse war die überzeugende Umsetzung des Set Designs. Pierre Boulles Buchvorlage sah eine futuristische Staatsform mit überlegener Technik vor. Aus Kostengründen wurde daraus eine urwüchsig archaische Polis mit rassensegmentierter Klassenteilung.
Die Orang-Utans stellen die geistige Elite, die Denker und politischen Führungspersönlichkeiten. Der Militärapparat untersteht den Gorillas, einer recht grobschlächtigen und radikalen Exekutive. Gehorsam leisten die Schimpansen, die als gemäßigte Mitte die Arbeiterschaft repräsentieren. In dieses System, das die stummen Nachfahren der Menschen wie Tiere jagt und hält, gerät Taylor mit zwei weiteren Astronauten. Ohne ihr wissen gerieten sie in einen Zeitstrudel und landeten am Ende des vierten Jahrtausends auf der in weiten Teilen öden Erde.
Bis zur eingangs beschriebenen Schlusssequenz stellt der zwischenzeitlich durch einen Schuss in den Hals seiner Sprachfähigkeit beraubte Taylor das Glaubenssystem der Affen in Frage. Dort gilt der Ansatz als Ketzerei, die intelligenteren Affen könnten womöglich mit dem Menschen verwandt sein. Diese These aber stützen die Schimpansen-Forscher Cornelius (Roddy McDowell, „Cleopatra“) und Zira (Kim Hunter, „Born Innocent“). Als Gegenspieler etabliert sich der intellektuelle Orang-Utan Doktor Zaius (Maurice Evans, „Macbeth“), der den geistig ebenbürtigen Menschen am liebsten tot sähe.
Regisseur Franklin J. Schaffners („Papillon“) visionäres Abenteuer ist eine kluge Fabel über das Wesen des Menschen. Bei allem Hintersinn ist der stark gespielte und famos getrickste Film aber vorrangig perfektes Unterhaltungskino. Ironische Seitenhiebe, in denen auch die berühmten drei Affen – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – aufgegriffen werden, sind die Ornamente des unerschütterlichen Klassikers. Mit der Waffe in der Hand bewahrt Charlton Heston die menschliche Würde und erfüllt dabei eben jene Vorurteile, die Zaius gegen die genetisch verwandte Spezies hegt. Genau dieses Bildnis sollte sich in Hestons Engagement um die US-Waffenlobby wiederholen. Ein prägendes Sinnbild.
Wertung: (9 / 10)