Der Albumerstling von PAPER ARMS erinnert mitunter an ein IKEA-Regal. In der Form dominiert Pragmatismus und anbei schwingt stets der Eindruck einer gewissen Sperrigkeit mit. Nun ist es natürlich so, dass Musik und Möbel nur schwer unter einen Hut zu bringen sind. Das ist, so sagte einst der große Frank Zappa, wie mit dem über Musik schreiben und zu Architektur tanzen. Zum Rausch der rhythmischen Bewegung allerdings laden weder Regal noch Band ein. Legitimiert wird dieser Text jedoch nicht aufgrund dieser Relativierung, sondern den Australiern selbst.
Denn PAPER ARMS sind einfach viel zu gut, um nicht auch in unseren Breiten Aufmerksamkeit zu erregen. „Days Above Ground“, das wird spätestens mit Abklingen des eröffnenden „An Outbreak“ klar, ist eine jener Platten, die sich um Trendgespenster und konstruierte Gefälligkeit einen Scheißdreck scheren. Zwischen Post-Hardcore und Indie-Punk lassen sich, wohlgemerkt frei von jeder Abkupferungsmentalität, Parallelen zu SMALL BROWN BIKE oder auch BEAR VS. SHARK ziehen. Nur selten verlässt sich der Vierer aus Adelaide auf die sicher gefälligen Strukturen einprägsamer Refrains oder ins Ohr geschmeichelter Hymnenhaftigkeit. Ungemein melodisch, das belegen nicht allein „Medicine“, „Well Built Ship“ oder „Lash Out“, geht es im Rahmen der 10 Nummern trotzdem zu.
Der Gesang gibt jedoch eine raue und emotional dezent entrückte Stimmungslage vor, die leicht auf die verschachtelte Instrumentierung mit ihrem intensiven Gitarrenspiel abfärbt. Und umgekehrt natürlich. PAPER ARMS müssen nicht mit Hitpotential in Serie um sich schmeißen, ihnen genügen komplex gefärbte Punk-Tracks, die die darin eigebrachte Leidenschaft auch nach dem x-ten Durchlauf noch jederzeit erkennen lassen. Integraler Bestandteil dieses potentiell langen Nachhalls sind auch die vielen Ecken und Kanten. Aber die begünstigen ja doch bloß wieder unpassende Vergleiche zum IKEA-Regal.
Wertung: (7,5 / 10)