„You might have the blood-pressure of a 25-year-old athlete, but you have the brain of an 85-year-old… penguin.“ – McDonald
Ein ungleiches Ermittlerduo, urbane Anmut und verzwickt konstruierte Kriminalfälle. Das sind die Zutaten von „McDonald & Dodds“. Bei ihrer zweiten, auf drei spielfilmlange Episoden gestreckten Staffel, wirken die Hauptfiguren spürbar eingespielt. Die damit verbundene Routine führt nicht allein zu gesteigertem Tempo, sondern bietet auch vermehrt Raum, um die skurrilen Momente zu betonen.
So muss die ambitionierte Ex-Großstadtpolizistin Lauren McDonald (Tala Gouveia, „Heute oder morgen“) durch einen zwangsverordneten Gesundheitscheck etwa um die Verrentung ihres alternden, durch seine helle Auffassungsgabe für ihren beruflichen Erfolg aber unabdingbaren Partners Dodds (Jason Watkins, „Around the World in 80 Days“) fürchten. Beim arroganten Vorgesetzten Houseman (James Murray, „Masters of the Air“) legt sie sich dafür mächtig ins Zeug und erteilt Dodds, bei dem bevorzugt Pommes auf dem Speiseplan stehen, mehr noch Ernährungstipps.
Noch ulkiger wird es, wenn Dodds defekter Wasserboiler, mit dessen Reparatur Laurens ausschließlich über Erzählungen präsenter Lebensgefährte betraut wird, die Ermittler dazu nötigt, am Telefon die Geräusche des schadhaften Gerätes zu imitieren. In der Hauptsache aber gilt es natürlich auch diesmal, verschiedene Mörder*innen zu überführen. Leicht macht es Serienschöpfer und Autor Robert Murphy („DCI Banks“) den Protagonisten dabei abermals nicht.
Der Auftakt („The Man Who Wasn’t There“) gebietet, den mysteriösen Tod eines Mannes zu ergründen, der bei einem Ballonunfall aus der Gondel stürzte. Der Verdacht eines geplanten Verbrechens wiegt schwer und die übrigen Passagiere, eine Gruppe gut betuchter 80’s-Starlets – treffend besetzt mit Martin Kemp („Die Krays“), Patsy Kensit („Lethal Weapon 2“), Rupert Graves („Sherlock“) und Cathy Tyson („Die Schlange im Regenbogen“) – gerät selbstredend in den Fokus der Ermittlungen. Doch wo liegt das Motiv?
Sinn stiftet der Plot kaum. Das liegt auch am hinzubeorderten Gesandten der Flugbehörde, Roy Gilbert (Rob Brydon, „The Trip“), der es mit Dodds in Sachen Exzentrik und Pedanterie durchaus aufnehmen kann. Allerdings erscheint die Episode nicht allein beim lachhaften Green-Screen-Einsatz eine Spur zu dick aufgetragen. Auch die noch immer momentweise unsympathische McDonald trägt ihren Teil zur durchwachsenen Gesamtanmutung bei.
Was der Reihe jedoch zugutegehalten werden muss, ist neben dem stattlichen Unterhaltungswert die Spielfreude der Besetzung. Sie trägt auch die zweite Folge („We Need to Talk About Doreen“), bei der nach der Geburtstagsfeier von Angela (Joy McAvoy, „Drecksau“) plötzlich die Leiche eines lokalen Rugby-Stars gefunden wird. Das Problem: Sämtliche Zeug*innen waren betrunken. Aus ihrem Zirkel hervor sticht die korpulente Doreen (Sharon Rooney, „Dumbo“), die von Angela wie ein Dienstmädchen behandelt wird – und die Dodds manche Schlussfolgerung regelrecht diktiert.
Der stärkste Beitrag zur Staffel („The War of Rose“) – und bis dahin der gesamten Serie – lässt McDonald und Dodds mit dem Tod von Beauty-Influencerin Rose (Rosie Day, „Down a Dark Hall“) hadern, die während eines kosmetischen Eingriffs auf dem Operationstisch von Schönheitschirurg Al Ford (Rhashan Stone, „Strike Back“) stirbt. Allerdings erhalten die Ermittler den Fall durch Versagen des Gerichtsmediziners, der Mord kategorisch ausschloss, erst fünf Tage nach ihrer Einäscherung – ohne Leiche und ohne Tatort.
Erschwert wird die Lösung durch Fords zunehmend dreckigen Scheidungskrieg mit (Geschäfts-)Partnerin Mariel Flynn (Murrays Gattin Sarah Parish, „The Cockfields“), deren Frauen hassender Hund ebenfalls auf die Skurrilität einzahlt. Im Abseits dieses kurzweiligen Fegefeuers der Eitelkeiten erhalten auch die beiden Lauren zugeteilten Polizeinovizen, die clevere Milena Paciorkowski (Lily Sacofsky, „Sanditon“) und der tollpatschige Darren Craig (Jack Riddiford, „Guns Akimbo“), Raum zur Entfaltung. An die Granden der britischen Krimi-(Komödien-)Kost reicht „McDonald & Dodds“ zwar auch in zweiter Instanz nicht heran, gute Unterhaltung bleibt bei diesem ungleichen Polizei-Duo trotzdem garantiert.
Wertung: (6,5 / 10)