Es ist eine knietiefe Verbeugung vor dem Emo-Hardcore der frühen 2000er. Entsprechend – und bewusst – nah bewegen sich LOST FOR LIFE am Wirken von Vorreitern wie UNDEROATH, SAOSIN oder auch SILVERSTEIN. Will heißen, melodischer Post-Hardcore mit bisweilen deutlicher Verschleppung gen Metalcore trifft auf ein emotionales Wechselbad aus geschrienen und klar gesungenen Vocals. Die Betonung des weitschweifigen Gefühlshorizonts wird auch durch den Albumtitel unterstrichen: „Don’t Let It Consume You“.
Hinter LOST FOR LIFE stehen mit Dylan Richter (einstiger Frontmann von FOR THE FALLEN DREAMS) und Jason Spencer (früher Gitarrist bei WILSON) Veteranen des inspirierten Krachschlagens. Auf ihrem Debüt-Langspieler präsentiert das Duo jedoch keine bloße Kopie des kreativen Wirkens der oben genannten Kapellen, sondern nutzt den ehrerbietenden Grund für eine ernstzunehmende Revitalisierung des emotionalisierten Soundgewitters.
Das Nebeneinander der Stile wird auf „Don’t Let It Consume You“ nicht selten innerhalb eines Songs gepflegt (als Anspieltipps mögen der Titeltrack oder „Detroit“ dienlich erscheinen). So greifen brachiale und fragile Elemente teils übergangslos ineinander. Technisch bewegen sich LOST FOR LIFE auf hohem Niveau, so dass die Produktion ein zeitgemäß wuchtiges Zeichen setzt. Wie groß Anteilnahme und Begeisterungsfähigkeit ausfallen, hängt letztlich davon ab, wie sehr sich die Zuhörenden mit den eingangs erwähnten Wegbereitern verbunden fühlen. An der Darbietung und erst recht der Umsetzung durch Richter und Spencer gibt es jedoch nichts Grundlegendes zu beanstanden.
Wertung: (7 / 10)