Als LATEX GENERATION in den frühen Neunzehnneunzigern von drei Schulfreunden in Albertson, New York, gegründet wurde, konnte wohl niemand ahnen, dass es die Band um die ganze (westliche) Welt schaffen würde. 1998 wurden sie gar Teil der Vans Warped Tour (wenn auch nur in Australien). Einen überbordenden Bekanntheitsgrad erreichten sie trotzdem nie. Aber wer sie kennt, wird sie sicher nicht missen wollen. In besonderem Maße gilt das für ihr 1996 über das australische Label Onefoot Records erschienenes Debütalbum „360°“, das weitgehend aus neu eingespielten Beiträgen älterer 7“ bestand.
Der DIY-Gedanke, der die personell wechselfreudige Band vom Booking bis zur T-Shirt-Bedruckung stets begleitete, färbte trotz professioneller Unterstützung bei den Aufnahmen der Songs auch auf den Sound ab. Die Produktion ist in sympathischem Sinne unfertig. Eben genau so, wie Punk-Rock klingen soll. Aber wirklich rotzig geben sich LATEX GENERATION nicht. Die Melodien entfalten unterschwellig eine fast poppige Wirkung, was immer wieder Vergleiche mit HORACE PINKER (siehe „They Killed the Radio“, „Fuck Me, I’m a Rock Star“) anregt.
Die 12 Tracks (plus Hidden Track) auf „360°“ sind nicht sonderlich tiefsinnig, ziehen aber über nahezu die gesamte Länge des Albums mit. „Daddy Was a Communist“, „PB&J“, „3 Years After“ oder „I Killed the President“ sind Titel, die nicht allein aus retrospektiver Warte auch heute noch funktionieren. Dass sich ihr Stil, vor allem bedingt durch die erwähnten Personalwechsel, über die Jahre deutlich wandelte, spielt diesem entdeckungswürdigen Debüt durchaus zu. Denn eine gewisse Frische hat sich die erste Langrille von LATEX GENERATION bewahrt. Und als sonniges Kontrastprogramm zum Chartspunk der Gegenwart funktioniert die Platte sowieso über zeitliche Grenzen hinweg.
Wertung: (7 / 10)