Irgendwann steht das Fahrwasser des Thriller-Klassikers „Sieben“ jedem bis zum Hals! Bei B-Haudegen Dolph Lundgren („Universal Soldier“) war es zur Jahrtausendwende soweit: In „Jill Rips“, der Verfilmung eines Romans von Frederic Lindsay, stellt er dem Mörder seines Bruders im Bostoner S/M-Milieu des Jahres 1977 nach. Gereizt haben dürfte den kantigen Schweden die Herausforderung eines gebrochenen Charakters und die Möglichkeit, sich abseits der üblichen Ballerorgien als Charakterdarsteller zu versuchen. Den abgehalfterten Trinker allerdings nimmt man Lundgren, da kann er noch so oft Prügel einstecken, schon allein aufgrund der sportsmännischen Statur nicht ab.
Als man den toten Bruder nackt, gefesselt und mit zahlreichen Messerstichen versehen aus dem Hafenbecken zieht, begibt sich der verlotterte Ex-Cop Matt Sorenson (Lundgren) auf Spurensuche. Der erste Verdacht fällt auf einen dubiosen Baumogul, mit dem der Ermordete beruflich wiederholt aneinander geriet. Doch ist Matts Bruder nicht das erste Opfer. Tatsächlich treibt ein offenbar weiblicher Killer in Latexmontur sein Unwesen und ersticht die während des sadomasochistischen Rollenspiels fest verschnürten Männer, wenn sich ihr diese vollends ausgeliefert haben.
Die von der Mörderin auf Film festgehaltenen Tötungen stellen die Polizei vor ein Rätsel. Matt gibt seinem alten Kollegen Eddie (Richard Fitzpatrick, „Der blutige Pfad Gottes“) Hinweise, ermittelt jedoch weiterhin auf eigene Faust und gerät bald selbst in Lebensgefahr. Vor allem die ungelenke Art, mit der er in jedem noch so schäbigen Loch unbequeme Fragen stellt, lässt ihn gleich mehrfach mit polierter Fresse zurück. Halt findet er bei Irene (Danielle Brett, „Düstere Legenden“), der Witwe seines Bruders. Doch scheint sie mehr über die Mordserie zu wissen, als sie preisgeben mag.
B-Routinier Anthony Hickox, der mit Lundgren auch „Storm Catcher“ drehte, bemüht sich um düstere Bilder und soziale Abgründe. Die winterlichen Settings vermitteln zwar eine grundlegende Tristesse, die nahezu ereignislose Erzählung und der non-existente Spannungsbogen machen den alternativ auch „Jill the Ripper“ betitelten Thriller aber zum langatmig gescheiterten Versuch, mit dem Thema moralischer Grenzüberschreitung packende Filmunterhaltung zu schaffen. Hauptdarsteller Lundgren ist trotz mimischer Bemühtheit akut fehlbesetzt, der Blick ins S/M-Milieu lässt es an Provokation und Tiefenwirkung vermissen. Gebraucht hat es diese allzu banale Mörderhatz darum wahrlich nicht.
Wertung: (3 / 10)