Interview mit Giver (August 2013)

giverbandStellt euch und GIVER doch einleitend kurz vor.

Hey! Wir sind GIVER aus Paderborn und machen etwas, was man Melodic Hardcore nennen kann. Also Schreien mit Singsang oder Brüllen mit Melodie aber manchmal auch einfach nur Brüllen. Uns gibt’s als Band jetzt so wirklich ein gutes halbes Jahr und in der Zeit haben wir in erster Linie Songs geschrieben und unsere Debüt EP „Choking on Pride“ aufgenommen.

Musikalisch präsentiert ihr eine Mischung aus modernem Hardcore und Post-Hardcore. Wo seht ihr eure Wurzeln – und welche Bands oder Künstler betrachtet ihr als Inspirationsquell?

Die Wurzeln sind bei uns relativ unterschiedlich. Robert und Schulze sind eher über die Metal/Metalcore-Schiene zum Hardcore gekommen, Chrissi kommt aus dem Punkbereich, Fabi hat sich über die Punk/Funkschiene zum Hardcore begeben und Timo wurde dafür aber auf einer HC-Show geboren. Dementsprechend verschieden sind auch die Bands, die uns inspirieren. Wichtige Namen sind da auf jeden Fall BANE, VERSE oder COMEBACK KID, aber auch andererseits GALLOWS und TRAPPED UNDER ICE. Auf dem Weg zur Show läuft aber auch gerne mal Phil Collins oder GENESIS in der Karre.

Eure eigenproduzierte Debüt-EP „Choking on Pride“ habt ihr unlängst vorgestellt. Was könnt ihr über die Entstehungsgeschichte eurer ersten Veröffentlichung erzählen?

Viel! Der ganze Prozess war auf jeden Fall sehr langwierig und arbeitsaufwendig, aber auch schön und witzig. Wir haben von Mitte März bis Ende Mai 2013 in unseren Kellern und Kinderzimmern gesessen und wirklich mehr als nur ein paar sonnige Tage da unten verbracht. Das Equipment haben wir uns aus ganz Paderborn zusammengeliehen und man muss wirklich sagen, dass diese EP ohne die Großzügigkeit und Geduld unserer Freunde nicht möglich gewesen wäre, die uns AMPS, Mikros, Gitarren, Schlagzeugteile und und und überlassen haben.

Die einzige Ausgabe in dem Zusammenhang waren Overheadmikros vom örtlichen Veranstaltungstechniker. Das Ganze hat auch nach einem relativ kurzen Prozess des Songwritings (ohne das Prozedere mit Demos aufnehmen, Songs nochmal überdenken und neu schreiben und sowas) stattgefunden, wir sind aber trotzdem erstaunlich zufrieden mit dem Ergebnis. In der Zeit hat die EP zwar alle unsere anderen Hobbies gefressen, aber dafür ist man am Ende umso stolzer auf das Ding. Robert hat schließlich sogar das Coverdesign selbst entworfen und gezeichnet.

Erhält der DIY-Gedanke im Zeitalter von Internet und onlinegestützten sozialen Netzwerken eine neue Bedeutung – oder macht es die Arbeit für fleißige Selbstverwalter im musikalischen Untergrund einfach nur leichter?

Lange drüber diskutiert als wir die Frage gesehen haben! Heutzutage kann auf jeden Fall jeder, der sich ein, zwei Nachmittage ins Homerecording einarbeitet und sich Cubase und ein Interface besorgt auf einem relativ hohen Niveau zuhause aufnehmen. Das führt natürlich einerseits dazu, dass wirklich jeder einen Zugang zu der Möglichkeit des Recordings hat, kreativ werden und schließlich seine Musik über die sozialen Netzwerke verbreiten kann. Das ist ja erst einmal sehr positiv und holt die Menschen weg vorm Fernseher. Andererseits führt es aber auch dazu, dass die Leute mit einer solchen Masse an Musik geflutet werden, dass es für kleine Bands umso schwerer wird trotz sozialer Netzwerke an Shows zu kommen.

Das kann man vielleicht als die Kehrseite betrachten. Der DIY Gedanke ist aber so wie wir das mitkriegen und erleben natürlich immer noch ein Aushängeschild der HC-Szene, da man sich so eben komplett unabhängig machen kann und für alles was man tut auch selbst verantwortlich ist. Mittlerweile gibt es das aber in jeder Szene da es wie gesagt heute deutlich einfach geworden ist, Musik selbst aufzunehmen als noch vor 20 Jahren.

Wie wichtig ist es für euch, die volle Verantwortung für Produktion, Booking etc. zu tragen?

Auch lange drüber geredet (haha). Generell würden wir es nicht gerade als übel empfinden, wenn uns jemand das Booking abnehmen würde, da das wirklich viel Zeit frisst. Wir gehen jetzt diese Woche auf eine einwöchige Tour mit unseren Buddies DOWN FROM HERE aus dem tiefsten Osten und die Vorbereitung dafür hat wirklich einiges an Zeit gefressen. Allerdings muss man sich in einer Zeit, wo viele oft zwielichtige Firmen Touren von Bands sponsern schon Gedanken darüber machen, ob das alles so mit den eigenen Werten übereinstimmt und einfach in jedem Fall mitdenken.

Verantwortung für Organisation abgeben ist zeitaufwandsmäßig okay, aber fürs Denken sollte man das niemals tun. Generell würden wir wohl auch in ein Studio gehen wenn uns da wer die Kohle für geben würde. Aber am Produktionsprozess wollen wir persönlich auf gar keinen Fall ansatzweise ausgegrenzt werden, was oft das Risiko ist. Sind ja unsere Songs und unserer Name der drauf steht, also schreiben wir den Kram auch!

Viele DIY-Verfechter stellen ihre Veröffentlichung kostenlos im Internet bereit. Wie steht ihr dazu?

Kann man machen, muss man aber nicht. Es ist schon durchaus verständlich, wenn Leute etwas Geld für die Mühen haben wollen. Kosten wie Pressung und evtl. Mixen und Master (je nachdem wie „DIY“ man ist) fallen ja immer noch an. Allerdings muss man sich natürlich auch immer vor Augen führen, dass man mit dieser Musik wahrscheinlich nie die dicke Kohle scheffeln wird und deswegen sollte man das Ganze auch finanziell sportlich und nicht wie ein Unternehmen betrachten. Wir haben uns dazu entschieden, einen „Pay as you feel“-Deal zu machen, d.h. die Leute können bezahlen, was die EP ihnen wert ist (sowohl beim Download als auch auf Shows für die physische Kopie). Nur im Bigcartel Shop geht das leider nicht, da kostet sie 3,50 Euro.

Mit welchen Themen setzt ihr euch textlich auseinander?

Robert schreibt ja alle Texte bei uns und da geht es meist in eine persönlich-emotionale Richtung wie z.B. bei „Vibes“ oder „Dead End Blues“, der schon sehr in die Richtung Storytelling geht, aber auch oft mit sozialkritischem Einfluss wie z.B. bei „A Rat´s City“ oder „Golden Rust“.

Wie waren die bisherigen Resonanzen auf „Choking on Pride“?

Bisher wirklich nur gut! Freut einen natürlich sehr, aber deine guten Kollegen sagen dir natürlich nach der intensiven Arbeitsphase nicht „Hey! Ist richtig mies geworden!“ haha. Aber auch die Reviews zur EP waren wirklich durchweg gut, oft auch unter den Aspekten DIY, Erstlingsplatte und junges Durchschnittsalter von uns.

Ist GIVER für euch mehr Hobby oder Berufung?

Also generell ist die Band schon ein wirklich sehr intensives Hobby und wir würden das Ganze auch unglaublich gerne für ein paar Jahre zum „Beruf“ machen und mal wirklich viel spielen und unterwegs sein. Für immer ist das aber glaube ich schwer vorstellbar, aber wenn daraus wirklich eine gute Zeit mit vielen Shows heranwachen würde, wäre das schon sehr schön.

Generell denke ich, dass man gerade beim Hardcore auch viel von der ganzen Geschichte mit nach Hause nimmt. Musikalisch ist das ja nicht gerade die anspruchsvollste Musikrichtung. Julian ist zum Beispiel richtiger Musiker und spielt im Orchestra und so und muss sich immer erst einmal etwas drosseln wenn er zur Probe kommt, aber die ganze Einstellung und wenn man es so nennen will auch etwas der Lebensstil, der dahinter steht, machen das Ganze vielleicht schon zu etwas mehr als nur einem Hobby wie die Eisenbahn im Keller.

Wie oft könnt ihr euch live präsentieren?

Bislang haben wir noch nicht so wahnsinnig viel gespielt. 5 oder 6 Shows. Aber wir gehen ja jetzt auf Tour und haben auch schon einiges für die zweite Jahreshälfte fest. Wird aber hoffentlich noch deutlich mehr! Für das Livespielen macht man den ganzen Kram ja. Viel mehr Spaß kann man kaum haben und oft ist schon die Fahrt zu ner Show schon Gold wert.

Wer mehr über GIVER erfahren möchte, der…

Checkt uns im sozialen Netzwerk: www.facebook.com/giverhc
hört sich die EP bei Bandcamp an: www.giverhc.bandcamp.com
oder schreibt uns ne Mail an: giverhc@gmx.de

Was wird euch der Rest von 2013 noch bringen?

Zunächst gilt es natürlich „Choking on Pride“ etwas unter die Leute zu bringen und damit Shows zu kriegen. Dann spielen, spielen, spielen. Wir sind schon echt froh, dass wir diese (wenn auch kleine) Tour haben. Weiterhin arbeiten wir natürlich an neuen Songs und planen Ende des Jahres eventuell wieder was aufzunehmen. Vielleicht in Form einer Split, wenn wir ne gute und nette Band finden, die da Bock drauf hat.

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