Religion bringt nichts als Ärger. Im Namen dieses oder jenen Gottes werden Kriege geführt, Menschen verfolgt, politische Entscheidungen getroffen oder Tanzveranstaltungen verboten. Der letztgenannte Punkt mag beileibe nicht der bedrohlichste sein, dient in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft aber dennoch dazu, die individuelle Entfaltung der Bürger zu beschneiden. Erst recht am Karfreitag, der als einer der höchsten christlichen Feiertage Musik und Tanz in öffentlichen Räumen mit Ausschank verbietet. In Nordrhein-Westfalen sogar ganztägig.
Dass sich glücklicherweise nicht alle von dieser überholten Reglementierung bremsen lassen, konnte (auch) im AStA Keller der Uni Duisburg bezeugt werden. Denn dort machten ANGEL DU$T auf ihrer Tour durch Deutschland Station und wurden Dank des unermüdlichen Einsatzes der Veranstalter von gleich fünf (!) heimischen Bands unterstützt. Dies satte Paket (für schlanke 12 Euro Eintritt) erhielt seine Besonderheit dadurch, dass jeder Combo rund 25 Minuten Spielzeit zur Verfügung stand. Für Hardcore-Traditionalisten ein perfektes Maß – und für Headliner ANGEL DU$T ausreichend Zeit, einen Großteil der von ihnen veröffentlichten Stücke (u.a. „Xtra Raw“, „Let It Rot“, „Slam“, „Pacify Me“ und „Step Inside“) zu präsentieren.
Die fünf Vorbands boten Hardcore ähnlicher Prägung. Doch soll das nicht bedeuten, den rund 120 Zuschauern wäre keine individuelle Klasse präsentiert worden. Ganz im Gegenteil. Wuchtig ging es zu, bisweilen schwer moshend und nur partiell melodisch. Den Anfang machten KEEP THEM SHUT aus Dinslaken. Bereits sie bewiesen zum Start um 18 Uhr, was der Verzicht auf eine Bühne und damit die Distanz zwischen Band und Publikum bewirken kann. Denn der Raum vor den Musikern wurde zur Nahkampfzone für Karate-Bomber. Das muntere Extremitätenschwingen sah vereinzelt nach der Trockensimulation von Eisschnelllauf aus. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, die Stimmung im kleinen Raum war jedoch insgesamt prächtig.
GIVER aus Paderborn fielen ein wenig aus dem Rahmen. Einerseits aufgrund ihrer Anlehnung an eher modernen, partiell melodischen Hardcore der Marke COMEBACK KID und andererseits soundtechnisch. Denn vom Geschrei des Sängers blieb im Tosen der Instrumente nicht allzu viel übrig. Ein gelungener Auftritt war es dennoch. In Ermangelung wuchtiger Breakdown-Parts nur eben einer, bei dem der Frontmeute der Rahmen zum brachialen Losschlagen fehlte. Dahingehend boten SECONDS OF PEACE aus Köln sowie die Jülicher von IN CIRCLES dankbareres Futter. Bei den düster gefärbten Zweitgenannten führte das zu kollektivem Kopfnickeralarm im Pulk.
Zum Staunen luden anschließend GONE TO WASTE (ebenfalls aus der Domstadt) ein. Die boten klassisch geprägten Hardcore von beachtlicher Qualität. Die vorderen Kampfreihen entpuppten sich dabei nicht allein als textsicher, sondern fielen im Streben nach größtmöglicher Nähe zum Frontmann auch in Knäueln übereinander her. Der für die Umschreibung der Konzertatmosphäre gern bemühte Siedepunkt war wohl selten treffender als in diesem Falle. Doch wer glaubte, die als Lockstoff ganze Arbeit leistenden ANGEL DU$T würden dahingehend hinten anstehen müssen, irrte. Denn der schwer in Bewegung geratene Pulk leistete auch hier stimmlich lautstark Unterstützung.
Die „Xtra Raw“-EP sowie das Albumdebüt „A.D.“ dauern zusammengenommen kaum mehr als 25 Minuten. Bis aus wenige Ausnahmen wurde das Material denn auch vorgetragen und sorgte – ausgehend vom wild abgefeierten „Stepping Stone“ – für Furore. Der Hardcore-Punk der Band um TRAPPED UNDER ICE-Shouter Justice Tripp machte auch live schwer Eindruck. Ein baldiges Wiedersehen ist daher dringend erbeten. Selbiges gilt übrigens auch für die sehenswerten Vorbands, die Einheit demonstrierten und dazu aufriefen, die kleinen Combos auch ohne prominente Zugpferde zu unterstützen. Ein Abend wie dieser ist dafür fraglos die beste Werbung!