Der berühmteste Zauberschüler der Welt wappnet sich für seine schwerste Prüfung. Und damit das große Finale der Fantasy-Saga nach Joanne K. Rowling die Kassen noch einmal so richtig klingeln lässt, wurde die Verfilmung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ einfach zweigeteilt. Die Skeptiker, die über die Jahre beträchtliche Auslassungen und Verfremdungen des literarischen Ausgangsmaterials bemängelten, dürften damit zwar versöhnlich gestimmt werden. Den Stallgeruch des doppelten Reibachs kann der kalkuliert auf epochales Ausmaß gewalzte Showdown aber kaum entkräften. Erfreulich hingegen ist wiederum der konsequent düstere Tenor. Wie die mittlerweile volljährigen Schauspieler ist auch die Reihe selbst dem Kern des Kinderfilms längst entwachsen.
Das zeigte sich auch im Tod von Zauberschulleiter Dumbledore (Michael Gambon) am Ende von „Harry Potter und der Halbblutprinz“. Dem finsteren Lord Voldemort (Ralph Fiennes) und seinem Gefolge (stets an vorderster Front dabei: Helena Bonham Carter als diabolische Hexe Bellatrix Lestrange) war es mit List und der Hilfe von Professor Snape (Alan Rickman) gelungen, ihren ärgsten Widersacher zu beseitigen. Im Wege steht Voldemort damit nur noch Harry Potter (Daniel Radcliffe), jener Junge, der ihn im Babyalter, geschützt durch die Liebe der ermordeten Mutter, vernichtete. Der steten Gefahr trotzen Harry und seine Freunde Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) mit der Flucht nach vorn. Denn durch die Zerstörung der Horkruxe, sieben unscheinbaren Gegenständen, in denen Voldemort vor dem vermeintlichen Tode seine finstere Seele verbarg, wird auch der abgrundtief böse Schwarzmagier wieder sterblich.
David Yates, der sich bereits mit der Inszenierung der beiden direkten Vorgänger hervorgetan hatte, setzt vom Fleck weg auf düstere Bilder und allgegenwärtige Bedrohung. Humoristische Anflüge sind zwar immer noch vorhanden, nur wirken sie angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit fast schon deplatziert. Voldemorts aufrechte Gegnerschaft ist auf dem Rückzug und scheint nirgends sicher. Selbst in den eigenen Reihen macht sich Misstrauen und die Angst vor feindlicher Infiltrierung breit. Das Zaubereiministerium wurde bereits erfolgreich unterwandert. Die Folge ist eine brutale Hetzjagd auf Halbblüter unter den Zauberern und Hexen. Selbst aus der Welt der Muggel dringen immer neue Schreckensnachrichten über sich ausbreitendes Chaos und Gewalt zu ihnen vor. Für Harry, Ron und Hermine ein Grund mehr, sich nicht zur Untätigkeit verdammen zu lassen.
Das Erbe Dumbledores gibt ihnen anfangs zwar wenig Aufschluss über die Horkruxe, das Schwert des Hauses Gryffindor ist als Schlüssel aber rasch ausgemacht. Denn die Waffe ist, nachdem Harry in Teil zwei mit ihr bereits den Basilisken tötete, mächtig genug, um die gesuchten Artefakte und damit Voldemorts unsterbliche Seele zu zerstören. Nebenbei spüren die Freunde, stetig verfolgt von den Häschern des dunklen Lords, den drei Heiligtümern des Todes nach. Unter denen befindet sich ein Zauberstab, mit dem Voldemort glaubt, Harry endgültig besiegen zu können. In düsteren Bildern und gewohnt großartigen Effektszenarien heizt Yates die Konfrontation zwischen Gut und Böse an. Bevor der Showdown aber begangen werden kann, haben Harry, Ron und Hermine, gerade im Hinblick auf die sich verdichtenden Gefühle der beiden letztgenannten, auch untereinander noch manchen Konflikt auszutragen. Doch sind Freundschaft und Loyalität letztlich einmal mehr die letzte Konstante der jugendlichen Gefährten. Zumal ihnen das große Finale erst noch bevor steht.
Wertung: (7,5 / 10)