Harry Potter und der Halbblut-Prinz (USA/GB 2009)

harry-potter-und-der-halblut-prinz„This is beyond anything I have imagined.“ – Dumbledore

Hormonschub in Hogwarts. Die Zauberlehrlinge der „Harry Potter“-Romane sind erwachsen geworden und die Jungmimen in ihren Rollen merklich gereift. Für die verrückt spielenden Gefühle des nunmehr sechsten Teils erscheint diese Wandlung unabdingbar. Die wohl größte Überraschung bei „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“ ist darum auch die überzeugende schauspielerische Gesamtleistung, die nicht länger von gestandenen Akteuren wie Michael Gambon (Schulleiter Dumbledore) und Alan Rickman (Professor Snape) gestützt werden muss. Die Fantasy-Saga wird damit mehr und mehr zum Ensemble-Stück.

Um alle Figuren zumindest grob unter einen Hut zu bringen, braucht es ein dichtes Skript. Über die Fahrlässigkeit von Auslassungen in den Verfilmungen von Joanne K. Rowlings epischer (Kinder-)Buchreihe darf natürlich auch diesmal wieder ausgiebig diskutiert werden. Doch trafen die Macher bislang stets einen auch für Vorlagenpuristen zugänglichen Mittelweg. Dem nach „Der Orden des Phönix“ zweiten Potter-Film von David Yates („State of Play“) gelingt dies als Bindeglied zwischen dramaturgischer Zuspitzung und üppig angelegtem Showdown besser als dem notwendigerweise stark verknappten fünften Teil.

Zusammengestrichen wurde natürlich auch der „Halbblut-Prinz“. Gerade am Schluss, bei dem eine der Hauptfiguren den Spießgesellen des dunklen Lord Voldemort zum Opfer fällt. Dies jedoch geschieht fast beiläufig, ohne tragisches Tamtam, ohne ausgewalzt kitschigen Überzug. Dass selbst die Beerdigungszeremonie nicht gezeigt wird, mag manch eisernen Fan verärgern. Für sich genommen funktioniert der Film aber gerade aufgrund seiner Änderungen in Gewicht und Anordnung bestimmter Handlungsstränge. Erzählerisch mag das nicht durchweg geschlossen wirken, zumal der Kontrast zwischen jugendlichem Humor und Horroranleihen für ein ungewohnt wechselhaftes Stimmungsbild sorgt.

Dumbledore, gegen Ende als Mischung aus Gandalf und Moses inszeniert, holt den verschrobenen Professor Slughorn (spielfreudig: Jim Broadbent, „Iris“) zurück nach Hogwarts, der sich gern im Glanze berühmter Schüler sonnt. Nicht ohne Hintergedanken, soll Harry (Daniel Radcliffe) ihm als Krönung seiner „Sammlung“ doch ein Geheimnis entlocken, das den Kampf gegen Voldemort entscheidend beeinflussen könnte. Dabei stößt Harry auf ein mysteriöses Buch, das die Frage nach der Identität des Halbblut-Prinzen aufwirft. Widersacher Draco Malfoy (Tom Felton) indes scheint im Namen der Todesser schreckliches auszuhecken.

Aufgelockert werden die zunehmend bedrohlichen Bilder und Tonalitäten durch reichlich Witz, der sich insbesondere aus den Liebeswirren zwischen Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) speist. Doch auch Harrys Gefühle werden entflammt, wie angedeutet durch Rons Schwester Ginny (Bonnie Wright). Obwohl am Schluss etwas gedrängt, fesselt und amüsiert Harrys sechstes Schuljahr in Hogwarts mehr als mancher Vorgänger. Vom reinen Kinderfilm hat sich die Serie längst emanzipiert, neben den Darstellern ist auch die Erzählweise erwachsen geworden. Nicht nur als Steilvorlage des zweiteiligen Finals ein weitgehend begeisterndes Grusel-Märchen.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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