Guns N‘ Roses – Use Your Illusion I (1991, Geffen)

Nach ihrem fulminanten Durchbruch mit „Appetite for Destruction“ (1987) nahmen sich GUNS N‘ ROSES Zeit für ein Folgewerk – die eingeschobene Kompilation „G N‘ R Lies“ (1988) bleibt wohlwollend ausgeklammert. Allerdings schien die Inspiration für neue Songs unbegrenzt, so dass „Use Your Illusion“ 1991 als zeitgleich veröffentlichtes Album-Doppel konzipiert wurde. Darüber regte sich Kritik; an der zweigeteilten Form und der insgesamt unbeständigen Qualität des Materials. Die offenbart sich bereits beim ersten Part, der mit „Right Next Door to Hell“ zwar krachend startet, zwischen kernigem Rock und balladesken Abstechern aber keine echte Ausgewogenheit findet.

Positiv erscheint das Spiel mit Rock’n’Roll und Blues-Rock, das, mal getrennt, gern kombiniert, u. a. Beiträge wie die von Gitarrist Izzy Stradlin gesungenen „Dust N‘ Bones“ und „Double Talkin‘ Jive“, das mit Mundharmonika eingeleitete „Bad Obsession“ oder „Bad Apples“ prägt. Auch „Perfect Crime“ und „Garden of Eden“ wissen zu gefallen, da sie der rotzigen Ader von „Appetite for Destruction“ folgen. Dem gegenüber stehen mit den Klassikern „Live and Let Die“ (im Original von Paul McCartney), „Don’t Cry“ (hier in der Originalversion) und „November Rain“ gemächliche Abstecher, die emotionale Kontraste schaffen, dabei jedoch den Verdacht nahelegen, eine gemeingültigere Basis für die Erschließung eines möglichst breiten Publikums zu schaffen.

Ein Erlebnis ist „Use Your Illusion I“ fraglos (man beachte allein den zehnminütigen Final-Track „Coma“!). Gerade aufgrund der prägnanten Hits und dem instrumentalen Mehr an Vielseitigkeit; die Platte, auf der erstmals Keyboarder Dizzy Reed und Schlagzeug-Neuzugang Matt Sorum (Ex-THE CULT) in Erscheinung traten, war für GUNS N‘ ROSES die erste als Sextett. Dennoch mangelt es insgesamt an einer beständigen Begeisterungsfähigkeit. Dies subsummierende Stigma begleitet GUNS N‘ ROSES bis heute. Den Erfolg schmälerte es – zumindest in den frühen 1990ern – nicht. Zusammen verkaufte sich das Plattendoppel weltweit rund 24 Millionen Mal. Damit mag der Band der Erfolg unzweifelhaft recht erteilen. An der Zwiespältigkeit des Konzepts rüttelt das jedoch wenig.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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