Great Escapes – Okay (2021, Midsummer Records)

Im Hause GREAT ESCAPES ist alles in Ordnung. Nicht großartig, nicht niederschmetternd, mehr so „Okay“. Dabei hat das Trio aus Münster ein Zweitwerk vorgelegt, das in Sachen Stimmung perfekt in die aktuelle, emotional herausfordernde Corona-Ära passt. Fertig gestellt wurde die Platte bereits vor dem ersten 2020er Lockdown. Die Wartezeit auf eine Besserung der Gesamtlage und damit eine öffentlichkeitswirksamere Veröffentlichung wurde den Musikern aber offenbar zu lang. Der Schaden der Zielgruppe soll es wahrlich nicht sein.

Der Indie-Punk der Westfalen drückt nur selten aufs Tempo. In bisweilen gemütlichem Geschwindigkeitsbereich wird mit sphärischer Gitarre vielmehr die rockige Seite der Medaille betont. Das ist, wie in Hälfte eins der Scheibe etwa „Ashes“ oder „A Daily Death“ zeigen, nicht allein stimmungsvoll, sondern auch mit sympathischem Eigensinn versehen. Und einem guten Schuss Melancholie. Dabei scheint mitunter ein dezenter GASLIGHT ANTHEM-Anstrich durch. Oder, um im Münsterland zu bleiben, GOODBYE FAIRGROUND.

Dass die Klangfarben aber auch eine Spur schillernder ausfallen können, beweisen flottere Beiträge wie „Spring Fake“, „Hope and Harbour“ oder „You Are Welcome“. Bei „Phobophobie“ wird dabei gar auf Deutsch gesungen. Mit wohl dosierter Hymnenhaftigkeit und momentweise düsterer Note – bei „Autumns and Atoms“ mit zartem 80’s-Wave-Einschlag versehen – schaffen GREAT ESCAPES ein sympathisch komplexes wie gleichermaßen packend instrumentiertes Gefühlsspektrum, dessen Nachhall weit länger anhalten sollte als die doofe Covid-Pandemie.   

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top