Der interkontinentale Abschaum ist zurück. Das weltumspannende Moment spielt dabei eine durchaus gewichtige Rolle. Denn „Local Scum“ würde als Bandname zweifelsfrei eine in Sachen Implikation deutliche Abschwächung bedeuten. Der Fokus von „Odium“, dem düsteren Zweitwerk der österreichischen Band, liegt auf der generellen Schieflage der modernen Welt unter Berücksichtigung vielseitiger Missstände. Aber Moment, was heißt „Band“? Hinter GLOBAL SCUM steht lediglich ein vielseitig talentierter Musiker, namentlich Manuel Harlander. Der behielt beim Schaffensprozess sämtliche Zügel in der Hand – mit Ausnahme von Mastering und Artwork-Erstellung.
So weit, so beeindruckend. Doch vollends stand hält die Platte der damit einhergehenden Hochachtung nicht. So grundlegend ansprechend der von Harlander selbst mit einiger Berechtigung als „Groove-Metal“ eingestufte Stilmix auch geraten ist, die Nachwirkung fällt eher moderat aus. Das liegt vorrangig daran, dass sich das Potential der Platte im Laufe der 13 Tracks zunehmend erschöpft. An Vielseitigkeit mangelt es trotzdem nicht, wenn – nach dem strapaziösen Intro „Lunatic“ – Thrash- und Industrial-Versatzstücke (in den Sinn steigen bisweilen fast unweigerlich FEAR FACTORY) auf Death-Metal-Dreingaben (siehe u. a. „Assassins“) und Hardcore-Breitseiten („Fake as Fuck“) treffen.
Aus dem Rahmen fällt, neben dem elektronischen, mit Scratches versehenen Instrumentalstück „Back Beat“, das in Deutsch eingesungene „Martyrium“. In dem arbeitet sich Harlander am Fall Josef Fritzl ab, was in der textlichen Hauptsache aber zu ungelenk formulierten Beschimpfungen führt. Durch den instrumentalen Nachdruck und das grundsolide Songwriting spielt „Odium“ seine Stärken aber insgesamt souverän aus und wirkt nie wie das Wirken eines beflissenen Einzelgängers. Die sich nach wiederholtem Durchlauf einstellenden Ermüdungserscheinungen verzeiht man GLOBAL SCUM damit durchaus gern.
Wertung: (6,5 / 10)