Dass im Horrorfilm Fortsetzungen wie am Fließband produziert werden, zeigt sich nun auch am Fallbeispiel des Kultstreifens „From Dusk Till Dawn“. Denn im unmittelbaren Anschluss an die enttäuschende Weitersinnierung „Texas Blood Money“ wurde mit „The Hangman’s Daughter“ bereits der dritte Part der Reihe ins Rennen um die Gunst des Videopublikums gesandt. Jedoch markiert Teil drei weniger eine weitere Fortführung des splattrigen Vampirtrashs, als vielmehr deren Ursprung, erweist sich der von B-Regisseur P.J. Pesce („Erbarmungslos gehetzt“) launig inszenierte Aufguss doch als ansehnliches Prequel des Originales von 1997. Im stillen Hintergrund als ausführende Produzenten fungierten dabei erneut die Initiatoren des Erstlings, Quentin Tarantino, Robert Rodriguez und Lawrence Bender.
Ausgehend vom ungeklärten Schicksal des historisch belegbaren Sezessionskriegsheroen und Schriftstellers Ambrose Bierce mündet „From Dusk Till Dawn 3″ in die Geburtsstunde der sinistren Vampirfürstin Santanico Pandemonium. Somit wird der Kreis zum grotesken Splatterpanoptikum des Gespannes Rodriguez/Tarantino nachhaltig geschlossen. Dass die denkwürdig aufreizend aufspielende Salma Hayek durch die unbekannte Ara Celi ersetzt wurde, sollte den geneigten Fan der langzahnigen Blutsaugerbande jedoch ebenso wenig stören wie die schlichte inhaltliche Neustrukturierung des ursprünglichen Handlungsgefüges. Denn dieses würfelt auch bei „The Hangman’s Daughter“ ein bunt staffiertes Grüppchen hinter den Pforten der heidnischen Tempelanlage (besser bekannt als „Titty Twister“) zusammen und bläst zur blutigen Konfrontation zwischen Mensch und Vampir.
Zuvor jedoch spült das im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelte Handlungsgeflecht die obligatorische Riege überstilisierter Charaktere ans Licht der sengenden Wüstensonne. Darunter ist die Gang des gefürchteten Outlaws Johnny Madrid (Marco Leonardi, „Irgendwann in Mexico“), die entschwundene Tochter (Ara Celi, „American Beauty“) eines unbarmherzigen dörflichen Scharfrichters (Temuera Morrison, „Blueberry und der Fluch der Dämonen“) sowie der erwähnte Literat Ambrose Bierce (Michael Parks, „Kill Bill“). Der im Gegensatz zu „Texas Blood Money“ deutlich spaßigere Abschluss der Vampir-Trilogie bedient sich, ganz dem Geiste des Originals, absurder Unvorhersehbarkeit. Angemessen übersteigert gemimt (am Rande mischt wie in den Vorgängern Danny Trejo mit) und angereichert mit erhöhtem Blutgehalt, weist dies Prequel vorwiegend comichafte Züge auf und trumpft mit galligem Humor und zünftigen Gore-Intermezzi auf.
Mit Kunstblut wird dabei ebenso wenig moderat gekleckert wie mit grotesken Additiven – deren Höhepunkt zweifelsfrei der blinde Scharfschütze beim Überfall auf die Postkutsche stellt – und dem spröden Charme der Antagonisten. Der eher verhaltene Score steht der Erzeugung von Atmosphäre zwar vorwiegend im Wege, doch sucht „From Dusk Till Dawn 3″ vornehmlich die stilistische Nähe zum Serienauftakt und umkurvt die bloße Neuinterpretierung des selbigen geschickt durch die Domestizierung des Handlungsfadens im Wilden Westen. Die stimmige Kameraarbeit und die erneut von Kurtzman, Nicotero & Berger („Cabin Fever“) effektvoll visualisierten Masken und Gewalteinlagen gestalten den passablen Grund für einen unterhaltsamen Aufguss. So ist „From Dusk Till Dawn 3 – The Hangman’s Daughter“ überdurchschnittliche B-Kost für eingefleischte Genrefans. Innovationen, geschweige denn eine überzeugende Geschichte sucht man zwar vergebens, doch sollten Freunde des kultverdächtigen Originals zumindest mehr auf ihre Kosten kommen als im Angesicht des hochgradig überflüssigen „Texas Blood Money“.
Wertung: (6 / 10)