Es kann nicht immer nur die Spaßorientierung im Mittelpunkt stehen. Erst recht nicht in politisch aufgewühlten Zeiten wie den gegenwärtigen. Populismus hier, Fremdenfeindlichkeit dort und mittendrin ein neues Übermaß an Verschwörungstheorien. Einer, der sich damit offenbar nicht abfinden mag, ist Ali Tabatabaee. Der etatmäßige Sprechsänger der Pop-Punker ZEBRAHEAD zielt mit FEAR NO EMPIRE auf klare Botschaften und verpackt diese in einen Crossover-Sound mit deutlichen Parallelen zum Klassiker RAGE AGAINST THE MACHINE.
Doch zunächst zu den Mitstreitern des geschwind rappenden Frontmannes. Denn die, an Bass und Gitarre namentlich Ben Osmundson und Dan Palmer, sind ebenfalls Teil von ZEBRAHEAD. Ergänzt wird das Gespann von Drummer Mike Cambra, der neben den ADOLESCENTS – wie auch der erwähnte Palmer – bei DEATH BY STEREO aktiv ist. Gemeinsam hat das Quartett eine selbstbetitelte, sechs Songs umfassende Debüt-EP vorgelegt, die den Finger tief in aktuell klaffende Wunden legt. Titel wie „Super Spreader“ oder „On Fire America“ lassen erahnen, wohin die (textliche) Reise geht.
Das musikalische Terrain wird mit dem Opener „Revolt“ gleich dynamisch abgesteckt: Pfeilschnelle Lyrics treffen auf Beats, verzerrte Gitarren und alternativ-rockige Eruptionen. Und die eindeutige Message: „Fight the System!“ Der Kampf gegen ein System, das Gleichheit unterdrückt, wird zum roten Faden. Die Komfortzone ZEBRAHEAD lässt vor allem Tabatabaee hinter sich, der die wütenden Texte mit einer Wucht unterfüttert, die ihm beim Feelgood-Sound der vorgenannten Spaß-Kapelle spürbar verwehrt bleibt. Auch seine Herkunft, mehr noch seine Hautfarbe ist Thema, wenn es im geradlinig-groovigen „Amplifier“ tönt: „My brown skin is an amplifier.“
Die verhältnismäßig gewöhnliche Riff-Verkettung „Destroyer“ verfehlt ihre Wirkung vorrangig aufgrund des zugehörigen animierten Video-Clips nicht, in dem Noch-Präsident Donald Trump als monströser Corona-Speier gegeißelt wird. Die Covid-19-Pandemie wird auch im punkigen „Super Spreader“ thematisiert, wobei es dem Refrain mit „Wear a fucking mask you dumb fuck!“ keineswegs an Klarheit mangelt. Das wiederum schwer groovende „Feed the Pressure“ wettert gegen die Anti-Einwanderungspolitik der Trump-Administration, während das finale „On Fire America“ der „Black Lives Matter“-Bewegung Nachdruck verleiht. Selbst wenn Tabatabaee kein zweiter Zack de la Rocha ist und Palmer Gitarrengott Tom Morello nur schwerlich das Wasser reichen kann: FEAR NO EMPIRE verschaffen sich mit ihrem konsequent politischen Erstling überaus gelungen Gehör.
Wertung: (7,5 / 10)