Als demokratischer Vizepräsident und Wahlverlierer begrub Al Gore den Traum vom höchsten Amt im amerikanischen Staate. Während Kontrahent George W. Bush fortan die Innenpolitik vernachlässigte und dem internationalen Terrorismus den Kampf ansagte, besann sich Gore auf seine Wurzeln als Umweltaktivist. Um auf die Gefahren der globalen Erwärmung aufmerksam zu machen, ersann er eine publikumswirksame Mischung aus Vortrag und Präsentation, die er rund um den Erdball zeigte, wo immer er willkommen war. Stets dabei war der mahnende Zeigefinger. Denn wenn nicht jetzt das ökologische Umdenken erfolgt, ist es in wenigen Jahren zu spät.
In „Eine unbequeme Wahrheit“ setzt TV-Regisseur Davis Guggenheim („Deadwood“) den Umweltschützer Al Gore in Szene. Das funktionierte so gut, dass neben dem Oscar für die beste Dokumentation auch der Friedensnobelpreis dabei heraussprang. Dazu muss angemerkt werden, dass der die Massen aufrüttelnde Film auf eine rasch durchschaubare, sehr amerikanische Form der Umsetzung baut. Die ist bisweilen ein großer Schwachpunkt, ändert aber nichts an der Intention des wortführenden Urhebers. Und die sollte, streitbare Fakten, Selbstinszenierung und Polemik hin oder her, tatsächlich einen jeden Menschen beim Verantwortungsgefühl packen und wachrütteln.
Natürlich ist der von Gore präsentierte Vortrag mit all seinen (selbst-)ironischen Einschüben auf ein amerikanisches Publikum zugeschnitten. Viele der als in Übersee schockierend wirkenden Thesen und Erkenntnisse sind in Europa seit mehr als zwanzig Jahren ein bekanntes Thema. Gravierende Verhaltensänderungen resultierten daraus gerade von Seiten der Industrie bislang nicht. Umso wichtiger erscheint Gores mahnendes Eingreifen, wenn er mit Schautafeln den Schadstoffausstoß anprangert oder per Trickfilm den Treibhauseffekt erläutert. Schwierigkeiten beschert ihm das keine. Er ist ein Medienprofi und weiß, wie er sich möglichst Wirksam zu inszenieren hat.
Weil es neben der Präsentation aber insbesondere um den Mann Al Gore geht, zeigt Guggenheim seine Herkunft, beschreibt Schicksalsschläge und Zukunftspläne. Der strebsame Gutmensch wirkt dabei wie eine Erfindung Hollywoods. Als Vorbild aber gewinnt sie durch die überflüssige Dramatisierung an Kraft. Mit filmischen Mitteln appellieren Gore und Guggenheim an die Vernunft des Publikums. Am Ende fordert er mit pragmatischen Tipps zum Mitmachen auf. So wird der Zuschauer nach all den erschreckenden Fakten noch an die Hand genommen. Pflichtprogramm mit Schönheitsfehlern und doch ein immens wichtiger Beitrag zum Thema Klimawandel.
Wertung: (8 / 10)